Bergparade 2006

Ein Volksfest ganz besonderer Art

war die:

Bergparade zum 4. Landestreffen der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine Sachsen-Anhalt e.V.

in Elbingerode/Harz; 21.Mai 2006

(Bilder entnommen und genehmigt von : http://www.opelparty.de/Berichte/b37.htm)

Hier trafen sich die letzten Zeugen eines Berufszweiges, der früher ganze Landschaften seinen noch heute unübersehbaren Stempel aufdrückte.


In einem nicht endenden Umzug, vorbei an Tausenden von festlich gekleideten Menschen, zogen die Traditionsvereine der verschiedenen Bergbauregionen Deutschlands in ihren prächtigen Uniformen und voran getragenen Vereinsfahnen dem Festplatz zu.

Die Spitze des Zuges bildeten die Vereine aus Sachsen-Anhalt

Der Kupferschieferbergbau im Mansfelder Land war über Jahrhunderte weit verbreitet. Größen wie Martin Luthers Vater waren als Bürokrat in diesem Bergbau tätig. Aktiv wurde in dieser Region bis in die 80er Jahre des 20. Jh. Kupferschiefer gewonnen.

Die Tradition des Bergbaus wird heute durch den Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute repräsentiert.

Der Einladung folgten 48 Vereine aus Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden Württemberg. 1350 Berg- und Hüttenleute sowie Spielleute verschiedener Musikkorps und Spielmannszügen waren um 13.30 Uhr auf dem Sportplatz angetreten.

Diese Veranstaltung in Elbingerode lässt ahnen, welches Ereignis es war, wenn die Berg- und Hüttenleute hier in Burgörner und Hettstedt ihre farbenprächtigen Knappschaftsfeste gefeiert haben.

Wilhelm von Humboldts Enkeltochter, Constanze von Bülow, schreibt während Ihres Ferienaufenthaltes in Burgörner einen Brief an ihre Tante:

Mathilde von Humboldt auf Ottmachau

Burgörner, den 30. August 1852

„Tante Adelheid hat wohl neulich schon von dem großen Fest geschrieben, dass in der letzten Woche die ganze Gegend beschäftigte und begeisterte. Es war seit 15 Jahren nicht gefeiert worden und es freute uns sehr, es zu erleben und die allgemeine Freude und Lust zu sehen.

Einen Tag fuhren wir um 12 nach Hettstedt und sahen bei Eisenhuth (Justizmensch aus Hettstedt) den Zug der 1.500 Bergleute und Tausenden von Zuschauern vorbeikommen, dann der feierliche Gottesdienst im Freien auf einer großen schönen Wiese, den Gesang, das Essen der Leute an langen Tafeln.

Am folgendem Tag gab es eine Art Cantate des Bergwerksgrußes zu hören. In einem Zelt vortrefflich aufgeführt, dann tanzten wir mit den Bergmännern zwei Tänze, was sehr amüsant und hübsch war, so anders, als wir es gewohnt sind, und doch so ähnlich. Auch einen Arrangeur gab es, der auf Ordnung hielt. Ich tanzte beide Tänze mit dem selben Jüngling, Alla und Line wechselten.

Noch hübscher war das zu sehen in der Bude, wo die Kinder, die reizenden kleinen Bergknappen, Seelen vergnügt herum sprangen, steiff und unameniert in dem Saal, wo sich die Honoratioren belustigten, alles natürlich in eigens zu diesen Volksfeste aufgerichteten Gebäuden. Die ganze Wiese war mit Buden des verschiedensten Inhalts umgeben, 8.000 Menschen sollten da zusammengekommen sein. Bei prächtigen Wetter nahm es sich reizend aus. Alle Nächte haben sie bis 2 getanzt. Am dritten Tag (28. August) brachten sie hier einen Morgengruß mit Musik, der wunderschön war.“ …………….

Anmerkung – Bearbeiter:

Knappschaftsfest bis?

Donnerstag, 26. August 1852
Freitag, 27. August 1852
Samstag, 28. August 1852

Siehe auch „Heimatarchiv-Fischer:

„26.8.1852 bis 28.8.1852 feiert die Belegschaft der Hettstedter und Gerbstedter Reviere und der Hütten im Wippertal ein Knappschaftsfest Zu einem Knappschaftsfest, im August 1837, sind in diesem Werk keine Angaben vorhanden.

Knappschaftsfest vor 15 Jahren vermutlich am ?

Donnerstag, 10. August 1837
Freitag, 11. August 1837
Samstag, 12. August 1837

Die angegebenen Festtage vom August 1837 sind berechtigte Vermutungen jedoch nicht nachweisbar bestätigt! Die Datum Angaben basieren auf einem erhalten gebliebenen Dokument – dem „Wochenblatt für den Mansfelder Gebirgs-Kreis“ vom 16. August 1837. In dieser Ausgabe wird ein, aus diesem Anlass angefertigtes, Gedicht nachgedruckt, welches laut Redaktion schon am 15.d.M. zur Verteilung kam.

Euphorisch mit Vergleichen zur Götterwelt der alten Griechen und Römer, sicherlich im Stile der Zeit, aber man erkennt die Bemühungen, den gewaltigen Eindruck den dieses Fest hinter lassen hat, mit Worten darzustellen.

Da es sich um ein sehr seltenes, kaum noch vorhandenes Werk handelt, haben wir es hier in der originalen Fassung, lediglich mit anderem Schriftbild eingestellt.

Denkmal erfreulichen Festes fröhlichen Knappschafts-Vereines

unter Reviere des Mansfelder Bergbau-Gewerks.

Gefeiert im Monat August

Hettstädt 1837

Der häufigen Nachfrage wegen ist dieses am 15.d.M. vertheilte Gedicht hier abgedruckt. D.R.

Sah’st Du wohl jemals ein Fest, bereitet nach riesigerm Maastab’?

Geh’ nach dem Weichbild hinaus, schau den gewalt’gen Coloß,

Zeugen des goldenen Seegens Mansfelder Bergbau-Reviere,

Mühsam gefördert vom Fleiß rüstigen Knappschaft-Verein’s.

Schau’, auf grünenden Teppich herrlicher blühender Wiesen,

Hoch von Bergen umgränz’t und von dem Wipperfluß-Bett’,

Bilden im Hintergrund Hauptfront’ zwei unermessliche Säle,

Freuden der Ceres**) geweih’t, wie Terpsichore’s***) Kunst.

Aber kaum noch vermögend zu fassen die Menge der Gäste

Höhern gebildetern Stand’s kommend von nah’ und fern.

Unabsehbare Reih’n von Tafeln zieren die Mitte,

Nach Symmetrie mit Geschmack angeordnet, zum Schmaus

Der, mit Frauen und Kindern, lange schon harrenden Knappen,

Ohne die erstern, an Zahl: Tausend Zweihundert Ein halb

Freundlich umkränzen den Fond, im räumigen Cyclus geordnet,

Dreißig klein’re Hotels mit den gefüllten Buffets,

Für die Erholung der Tausend’ und Tausend’, gekommen zu schauen

Alle die herrliche Pracht, mit zu genießender Lust.

Nicht zu vergessen der Schleife zu Schließung des festlichen Kranzes

Körbe mit Bachwerk und Obst für das dort spielende Kind.

Meilenweit wogen in zahllosen Gruppen seit mehreren Stunden

Alte und Junge herbei, sinken ermüdend in’s Gras

Lauschend und horchend, ob nicht bald beginne der festliche Aufzug,

Welchem schon And’re mit Hast jubelnd entgegen geeilt.

Endlich ertönen von Weitem die Harmonieen des Marsches

Von den Söhnen Appoll’s auch von dem Orpheus gelehrt.

Näher und näher erklingen schon Hörner, Trompeten, Posaunen,

Näher schon wälzt sich der Strom aller Begleiter des Zug’s,

Der unter fliegenden Fahnen und dumpfen Trommel-Gewirbel

Mit Gravität in dem Schritt imponieren ruck’t an.

Glänzend in diesem erscheinen die Herren und Ordner des Festes,

Jeder im amtlichen Schmuck, Jeder ein leuchtender Stern,

Jeder anführend den Reigen der ihm ergebenen Knappschaft,

Die er als Vater versorgt, die ihn als Vater verehrt.

Gleich den Cyclopen der Werkstatt Vulkanus, des Uranus Söhnen,

Mit dem Kuhkamm und Karst, ihren Emblemen, verseh’n

Feuerfarbenen Schmucks’, so schreiten im blendenden Kitel

Mit dem Schurz am Gurt, Hüttenarbeiter voraus.

Und wie Söhne der Nacht, der Tochter des Chaos, bekleidet,

Folgen ernsteren Schritt’s kräftige Berghäuer nach,

Führend die Keilhau’. Die Züge beschließen gelehrige Jungen

Jetzt noch ziehend den Hund, tragend jubelnd den Helm.

**) römische Göttin für Ackerbau, der Fruchtbarkeit und der Ehe.

***) griechische Mythologie, Muse des Tanzes und Chorgesanges

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Angekommen am Ziel’, dem Sammelplatz’ Hoher und Höh’rer

Von Feder und Leder, umschließt freundlich der Zug einen Kreis,

Anstimmend frommen Gesang: dem seegnenden Geber des Bergbau’s

Segnenden Bergbau’s, allwärts vertheilend die himmlischen Gaben,

Deute das Weit’re Dir selbst, sieh es mangelt an Zeit:

Denn schon steigen nach Räumen des Aethers zischend Raketen,

Schlängelnde Schwärmer und hellglänzende Leichtkugeln nach.

Gleich der Sonne des Himmels verbreiten wirbelnde Sonnen

In Crystallfeuer-Glanz, Nachterdrückend den Tag.

Knackernd Geprassel von Fröschen und Landpatronen und Rädern

Tausendfarbigem Lichts, wer beschreibt dies All’?

Leuchtende Kugel-Carcassen und Girondols von Raketen

Krönen des Schauspiels Final, Beifallklatschen ohn’ End’.

Alles vereint sich nun wieder in Gruppen zu Spielen und Tänzen.

Wie man früher gethan, bis Aurora *) erscheint

Die mit röthlichem Strahl beschämt’ die nächtlichen Schwärmer

Bei der Rückkehr nach Haus. Todtenstille tritt ein —–

Wo noch vor wenigen Stunden rauschend Getümmel erschollen,

Hat sich nun alles entfernt, liegend im bleiernen Schlaf.

Welch ein mahnendes Bild all’ unsers Lebens und Treibens

Und der erfolgenden Ruh! – Still, Reflexion, schweig’,

Mische den seeligen Träumen von freundlichen lieblichen Bildern

Vorigen Tages, kein Bild düsterer Farbe hier bei..

*) Aurora – die Göttin der Morgenröte- also bis zum Morgen !

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Heit’res Erwachen erfreut am spätern Morgen die Schläfer

Denn es winken auf’s neu’ höh’re Genüsse heut zu.

Um sich recht herzlich zu freuen, sind alle Freuden entboten,

Und zum Wettstreite sind Alle Musen gebannt.

Nach beendigtem Mahle schließet das Chor der Camöen

Helikons und Parnaß’s um den Apollo den Kreis,

An der Spitze Euterpe mit den Söhnen Apollo’s

Ein gewaltiger Chor mehr als Einhundert an Zahl.

Hatte bei jedem Toast der Ausruf des: Glück auf! ergreifend

Massen der Gäste von fern, wie deren Wirthe beseelt;

So begeister zum Taumel des Bergmannsgrußes Cantate

Von Anacker und Döring harmoniereich gesetzt.

Und der Chorus der Kinder: „Vater Glück auf ec,“ reißet zu Thränen

Freudetrunk’nen Gefühls, alte Berghäuer hin:

„Lachet in Tagen des Kummers freundlich’ Geschick dir entgegen ec.“

Wonnig ergreifend bewirkt dieser Gesang deren Strom

Alles entzückt und begeistert von der Wirkung der Tonkunst

Leeret den riesigen Saal. – Sieh’, Thalia tritt auf. –

In Polyhymnens Gesellschaft und Erato’s Bekleidung

Treiben mit Komik und Scherz Histrionen ihr Spiel,

Zwar etrurischen Ursprungs, doch aus der Berghäuer Mitte

Zeigen sie mimischen Tanz und pantomimisches Spiel,

Deklamirend Satyren, in allerlei Stellung gruppiret,

Das vom kom’schen Effect lautes Gelächter erschallt.

Hüpfen im Sacke, und Hahnenschlag stellen selbst den Stupiden

Auf den obersten Platz solcher Komiker hin.

Auch vergisst man nicht der ältesten Spiele des Römers,

Wettkampf und Wettlauf sind auch den Deutschen nicht fremd.

Kurz, was nur von geselligen Spielen der Aeltern und Neuern

Deutschen Gauen bekannt, findet sich hier exerciert;

Doch, es gebietet die Zeit, nun wieder an Ernstes zu denken,

Und so trenn’t sich der Klubb unter frohstem. Glück auf !

Denkend noch lange der Tage seeligen Knappschaft-Vereines,

Und des genossenen Glücks. Still’, mattes Epos, nun schweig’.

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