Gasthof z. Kronprinzen v. Preussen

Inh. Hermann Barthel


Dieser Gasthof, später umbenannt „ZUM KRUG“ hat ebenso wie das „Landhaus“ und der „Deutsche Kaiser“ (siehe da) das gesellschaftliche Leben in Burgörner bestimmt. Ausgestattet mit Saalbetrieb (im Bild rechts) und einer ausgedehnten Gartenanlage mit Kegelbahn bot er insbesondere auch der Vielzahl von Vereinen, die es zur Kaiserzeit in Burgörner gab, eine Heimstatt.

Dieser Gasthof war nicht nur eine gastronomische Einrichtung, er war auch die Poststelle von Burgörner. Mit Pferd und Wagen, wie hier auf diesem Bild, brachte der Postillion die Post und nahm die zu beförderten Postsachen, wahrscheinlich auch Paketsendungen wieder mit.

Später kam dann ein, links neben der Tür angebrachter, öffentlicher Briefkasten sowie ein Telefonanschluss dazu. Diese Einrichtungen haben sich bis zur Aufgabe des Gasthofes 1959 gehalten.


Die Angaben zu den Inhabern, soweit sie zu ermitteln waren:.

Den Kirchen-Registern von Burgörner ist zu entnehmen:

Wilhelm Friedrich Castedello, geb. 1822; heiratet 1865 die 1834 geb. Tochter des Schänkwirtes, Johann Carl Günther.

  • Inhaber des Gasthofes um 1834 – Johann Carl Günther

Wilhelm Friedrich Castedello stirbt 1874 an einem Schlaganfall – er wird in den Kirchen-Registern als Gipsbrenner und Gastwirt bezeichnet! – Somit:

  • Inhaber des Gasthofes von ? bis 1874 W.F. Castedello
  • Inhaber von 1874 – 1876 die Witwe F.C.M. Castedello

Sie heiratet 1876 den Witwer Wilhelm Wagner (beide sind 42 Jahre alt) – somit:

  • Inhaber von 1876 – ? Wilhelm und Friederike Wagner

Aus diesen Daten ergibt sich die berechtigte Vermutung, dass der Gasthof von dem Ehepaar Wagner bis zur Jahrhundertwende bewirtschaftet wurde.

Ob nun durch Heirat einer Tochter aus diesen Ehen, der Gasthof in den Besitz von Hermann Barthel gelangte ist (dem Bearbeiter) nicht bekannt.

Eine Tochter des Gastwirtes Barthel heiratete Richard Sichting (bei MKM beschäftigt) und die Familie Sichting bewirtschaftete
den „Krug“ bis 1953 / 54 ?

Während des Krieges waren in dem Saal Kriegsgefangene untergebracht, danach hat eine Firma (E. Berg) den Saal zur Fabrikation von Lampen genutzt, ein Nachkriegserzeugnis aus Holz mit Kunstschmiedearbeit. Schwammbefall der Holzkonstruktion, durch mangelnde Sanierungsarbeiten, führten dazu das der Saal abgerissen werden musste.

Im Gasthof „Zum Krug“ mit seiner großen Gartenanlage wurden in den 50er Jahren zahlreiche Volks- und Sängerfeste gefeiert, über welche noch an anderer Stelle berichtet werden soll. Im Krug wurde die
„Fußball – Sportgemeinschaft Blau-Weiss“ gegründet, welche dann vom Walzwerk – Hettstedt übernommen wurde. Wer denkt noch an die schwere Zeit der Anfänge, als im Krug noch die Trikots auf einer alten Nähmaschine aus Fahnentuch und Bettbezügen zusammengebastelt wurden. Diese Feste und Veranstaltungen, bei der Bevölkerung sehr beliebt, fanden ein jähes Ende als nach irgendwelchen Schuldzuweisungen zur Zeit der Enteignungs- Kampagnen der DDR-Führung, die Familie Sichting über Nacht nach West-Deutschland in das Ruhrgebiet auswanderte.

Von der Staatlichen Verwaltung verpachtet, wurde die Gaststätte noch einige Zeit weitergeführt bis dann 1959 der Umbau zu einem Kindergarten erfolgte, der im vorigen Jahr sein 50 Jähriges bestehen feiern konnte. (siehe „Ein Kindergarten wird 50“)

Diese Nutzungsveränderung hat diesem Gebäude wahrscheinlich den Ruin und das Schicksal des Landhauses erspart und es blieb so vor dem Abriss bewahrt.

Eine weitere Gaststätte, ohne nähere Bezeichnung, gab es in der Hauptstraße 1. Im Einwohnerverzeichnis von 1927 wird ein Gastwirt „ Paul Herms“ genannt aber schon 1936 wird dieser als Hüttenmann bezeichnet. Aus den Überlieferungen ist zu entnehmen, dass diese Einrichtung den Hüttenleuten mehr als Pausen-Versorgung, mit Hausgeschlachteten, Schnaps und Bier diente und dann durch die Kantinenversorgung auf der Hütte überflüssig wurde.

E.G./Chronist Februar 2010

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