Männerchor "Burgörner-Altdorf"

Gedanken zum 100 jährigen Bestehen eines Chores

Im Mai 1985 feierte der Männerchor Altdorf sein 100 jähriges Bestehen. In einem kurzen Abriss möchten wir seinen Werdegang darlegen.

Im Mai 1885 wurde der Männerchor Burgörner Altdorf gegründet. Es waren Berg- und Hüttenleute, die sonntags in dem kleinen Dorfgasthof „Zur Erholung“ unter der Leitung des jungen Lehrers Otto aus Thondorf zum Chorsingen zusammen kamen.


Das Gründungsjahr des „Männerchores Altdorf“ ist das Jahr 1885. Der vermutliche Gründungstag ist der 25. Mai. „Diese Information stammt aus Überlieferungen von Franz Bertram an seine Familie“. Diese Aufnahme entstand vermutlich zum 10-jährigen Stiftungsfest 1895 und zeigt die Mitglieder deren Namen auf der Rückseite des Bildes vermerkt sind. Man kann annehmen, dass die meisten Sänger auch die Gründer waren. Die Personen von oben rechts nach links sind:

H. Lüttig; Frz. Lüttig; Gotth. Fretzert; Fr. Fretzert

Fr. Schulze; W. Günther; Fr. Kirchberg; Chr. Kurch; W. Wager; Frz. Bertram

L. Ziege; W. Kuhlmann; L. Wagner; Aug. Kirchberg; Goll. Kirchberg; E. Roloff

G. Horlebog; Albert Nordt; Lehrer Otto; G. Zimmermann; L.Müller; G. Steinert

Handgeschriebene Liederbücher zeigen den beschwerlichen Anfang. Der Kauf von Notenmaterial stellte bei der finanziellen Not der Berg- und Hüttenleute in der damaligen Zeit ein erhebliches Problem dar.

Der Chor bestand in den Anfangsjahren aus 21 aktiven Sängern und trat vorwiegend bei dörflichen Veranstaltungen auf. Zehn Jahre wirkte der Lehrer Otto als Leiter des Männerchores Burgörner Altdorf. Er legte den Grundstein für dessen weitere Entwicklung.

Im Jahre 1895 Übernahm der Hauptlehrer Emil Linke die Leitung des Männerchores. Er leitete ihn über 30 Jahre. Der Chor entwickelte sich zu einem leistungsstarken Klangkörper.

Aus alten Unterlagen ist zu entnehmen, dass er jährlich ein Chorkonzert gab, bei allen dörflichen Veranstaltungen mitwirkte und sich an manchem Sängerwettstreit beteiligte.

Errungene Preise und Ehrenpreise schmückten die Tagungsstätte. Zum 25-jährigen Bestehen wurde ein größeres Sängerfest veranstaltet.

Ein schwerer Schlag traf den Verein als 1929 der langjährige Chorleiter Emil Linke nach einem Auto-Unfall verstarb.

Aus einem Programm-Zettel ist zu ersehen, dass die Chorarbeit unter der musikalischen Leitung durch Herrn Faulhaber aus Hettstedt fortgesetzt wurde.

Schwer war die Weiterführung der Chorarbeit in der Zeit zwischen 1933 und 1945. Der Chor, mehrfach mit Repressalien bedroht, musste dann seine Tätigkeit durch den Ausbruch des Krieges 1939 einstellen. Der letzte Glanzpunkt war das 50 Jährige Stiftungsfest 1935.

50 Jahre „Männerchor“ Burgörner-Altdorf

Das „Hettstedter Tageblatt“ veröffentlichte am Mittwoch, den 29.Mai 1935 einen ausführlichen Bericht über das am vergangenen Wochenende, in Burgörner stattgefundene Sängerfest. Nachstehend daraus einige Auszüge:

Der „Männerchor“ ist ein Faktor im Kultur- und Volksleben unserer Heimat, das zeigen seine Konzerterfolge der letzten Jahre.

Ein Konzert am Sonnabend zum Begrüßungsabend war die Ouvertüre des Festes. Der Vereinsführer Karl Schulze richtete begrüßende Worte an die Ehrengäste, den Landrat, den Bürgermeister, den Vertretern der Mansfeld-AG, Direktor Borkenstein und alle Gäste.

Der Landrat Wege überreichte dann im Auftrage des Kultusministers dem Verein die höchste Auszeichnung, die Zelter-Plakette mit den besten Wünschen.

Danach wurden Karl Ludwig, Hugo Natho, Franz Bertram und August Bauer für 40 Jährige Sängertreue mit der Goldenen Ehrennadel geehrt. Der Chorleiter G. Faulhaber, der vor einigen Monaten auf 25 jährige Chorleitertätigkeit zurückblicken konnte, wurde unter ehrenden und anerkennenden Worten mit der silbernen Ehrennadel des Kreises ausgezeichnet.

In weiteren Ausführungen über die Geschichte des Vereins wurde besonders den Dirigenten gedacht. Als erstes den noch lebenden Mitbegründer des Vereins, Kantor Otto sen. Thondorf der 10 Jahre die musikalischen Geschicke des Vereins leitete. Dann habe der seinerzeit durch Unglücksfall verstorbene Kantor Emil Linke das musikalische Zepter des Vereins etwa 30 Jahre geführt und den Verein in dieser Zeit weiter vorwärts gebracht. Sein Andenken wurde besonders geehrt. Nach ihm habe der Verein in Georg Faulhaber einen Leiter gefunden, der die musikalische Führung des Vereins tatkräftig in die Hand nahm. Zwischendurch hat 1929 Robert Mushake eine zeitlang mit Fleiß den Verein betreut.

Im weiteren Verlauf dankte Pfarrer Hartmann dem Verein für seine selbstlose, jederzeitige Tätigkeit mit schönem Gesange die Gottesdienste zu schmücken.

Sodann berichtete der anwesende Kantor Otto sen., im humorvollen Worten, Episoden aus dem Entstehen und dem Werden des Vereins in seinen ersten 10 Jahren.

Der Sonntag brachte die Durchführung des Hauptteiles eines Sängerfestes.

Bereits um 8:30 Uhr nahm der Verein geschlossen am Gottesdienst teil, wo Pfarrer Lic. Hartmann die Verdienste des Vereins an Kirche und Gemeindeleben nochmals würdigte, und der Verein verschönte diesen Gottesdienst mit Chorgesang. Anschließend hielt der Verein eine kurze, aber würdige Gedenkfeier am Gefallenenehrenmal auf dem Friedhofe. Insbesondere gedachte hier Pfarrer Lic. Hartmann den verstorbenen Mitbegründern des Vereins, Friedrich Schulze den Älteren und Gottlieb Kuhlmann, den im Weltkrieg gefallenen Chormitgliedern Friedrich Schulze den Jüngeren und Karl Dittmann. Ganz besonders würdigte er die Verdienste des vor einigen Jahren verstorbenen August Kirchberg, der von der Gründung an etwa 47 Jahre die Geschicke des Vereins leitete.

Ein Freude war es, nachdem der Himmel sich an diesem Tage freundlich zeigte, auf dem herrlichen Schützenplatz an einem kurzen Platzkonzert teilzunehmen. Danach zog der Verein mit der Musik geschlossen zu Direktor Borkenstein, ihm ein Ständchen in Musik und Liedern zu bringen und zum Ehrenmitglied des Vereins zu machen.

In den Mittagsstunden dann belebte sich das „alte Dörfchen“. Sängerschar auf Sängerschar rückte heran und wurde auf dem Festplatz mit Musik begrüßt. Zirka 300 Sänger waren mit ihren Angehörigen erschienen und ordneten sich zum Festumzug. Der bewegte sich nun durch den Ort der überall an den Häusern Grün und Fahnenschmuck zeigte. Auf dem Festplatz angekommen sprach Bürgermeister Bergholz Worte der Begrüßung an die Gäste und den Glückwunsch an den Jubelverein. Im weiteren Verlauf wurden dann die Sänger Otto Wagner, Hermann Wagner, Wilhelm Kuhlmann und Otto Weise für ihre 25 jährige Sängertätigkeit mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.

Ein Gruppensingen unter dem schattigen Dach des Humboldthaines ließ die Stunden schnell vergehen und der Abend nahte.

Der Männerchor-Altdorf kann mit Freude und innerer Befriedigung auf eine schön verlaufene Jubelfeier zurückblicken. Dem Jubelverein für seine weitere Entwicklung ein herzliches

„Glück auf !“

Aufnahme vermutlich zum 50- jährigen Stiftungsfest 1935.

Erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde wieder eine Entwicklung der Volkskunst möglich. Auf Anregung der sowjetischen Kommandantur in Hettstedt, konnten sich die Kulturgruppen neu formieren und ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. Der damalige Bürgermeister von Burgörner, Hermann Beyling, unterbreitete den Vorschlag zur Vereinigung der beiden Altdorfer Chöre. Der Zusammenschluss erfolgte am 7.7.1946.

Die Sänger des ehemaligen Männerchores „Eintracht“

Der Chor umfasste jetzt 52 aktive Sänger. Er stellte sich die Aufgabe, das wahre Kulturgut zu pflegen und beim Wiederaufbau mitzuwirken. Bereits nach 5 Monaten fand sein erstes Konzert statt. Das erste Sängertreffen, an dem sich auch unser Chor beteiligt, wurde im Sommer 1948 vom Männerchor Vorwärts Hettstedt im Park von Burgörner Altdorf veranstaltet.

Der erste Sichtungs- und Leistungsvergleich der Chöre unseres Kreises wurde am 26.8.1948 in Meisdorf durchgeführt.

Konzert zur Urlauberbetreuung, dann einige Jahre später auf der Schlosstreppe in Meisdorf.

Als am 30. Juni. 1950 der damalige Chorleiter Paul Schmidt seine Funktion aus gesundheitlichen Gründen niederlegte, übernahm Paul Noack die Leitung des Chores. Er hatte dieses Amt 5 Jahre inne. In dieser Zeit veranstalteten wir ein größeres Sängertreffen, führten jährlich ein Winterkonzert durch und boten, einer alten Tradition folgend, Waldkonzerte im Humboldthain.

l953 wurde Franz Schaper Leiter unseres Chores. Eine Aufwärtsentwicklung begann, der Chor bekam zahlreiche neue Mitglieder und umfasste zeitweilig 50 aktive Sänger. Zielstrebig wurden die Lieder der Arbeiterklasse einstudiert und wertvolle Volkslieder einbezogen.

Der Chor nahm an allen Sängertreffen im Kreisgebiet teil und gab eigene Konzerte.

Erfolgreich verlief die Kooperation mit dem damaligen Männerchor Molmeck. Beide Chöre bildeten eine starke, klangvolle Chorgemeinschaft.

Konzertpause

Fast das gleiche Bild wie oben jedoch mind. ein Jahr früher oder später?

Die Aufwärtsentwicklung setzte sich fort, als im Oktober 1969 der Musiklehrer Werner Gerhard den Chor übernahm. Neue Einübungsmethoden und diszipliniertes Verhalten der Sänger waren eine gute Voraussetzung. Neue Liederbücher wurden angeschafft und anspruchsvolles Liedgut einstudiert.

In der Folgezeit beteiligte sich der Chor an allen Kreissängertreffen, Kreisleistungsvergleichen und an sämtlichen Veranstaltungen innerhalb unseres Wohnbezirks. Es wurden die Feierabend- und Veteranenheime besucht und viele Heimatfeste mitgestaltet.

Zum 90 Jährigen Jubiläum, Chorleiter Werner (u. 4. v . rechts)

Aufnahme am 21. Mai 1975, 18.00Uhr, Treppe am Rollsportstadion (90 Jahre)

Namen der Sänger von oben links nach rechts:

1.) Joachim Wagner; Richard Küstermann; Günter Kurch; Gerhard Kurth; Peter Sommer; Hermann Fügner; Fritz Wagner

2.) Walter Gensch; Jürgen Schmelzer; Ernst Kersten; Fritz Pabst; Alfred Blankenhagen; Fritz Pfeffer; Walter Kieß; Alex Schulz; Gerhard Wagner

3.) Paul Pfeffer; Karl Werner; Heinz Müller; Herbert Paul; Otto Schneider; Günter Riemer; Werner Gerhard; Richard Wagner; Karl Graf; Walter Scharf

Zu dieser Zeit sind noch Mitglieder des Chores. (nicht auf dem Foto)

Richard Müller; Werner Pommert; Kurt Dockhorn; Richard Müller (H6); Martin Schulze; Reiner Springer; Uwe Goldschmidt; Ludwig Müller

Die Leitung des Chores: Werner Gerhardt
Vereinsvorsitzender: Herbert Paul
Stellvertr. Walter Kies,
Schriftführer: Günter Kurch
Kassierer: Fritz Wagner
Parteisekr.: Gerhard Kurth

Die Gestaltung der Stiftungsurkunde „90 Jahre Männerchor“ übernahm Hans Werner Scharf.

Gedruckt wurde sie von Werner Gölzer in der Hausdruckerei des Walzwerk Hettstedt.

1982 legte der Chorleiter Werner Gerhard sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder. Paul Noack übernahm wieder die Chorleitung. Der Chor stabilisierte sich und führt kulturelle Veranstaltungen im Wohnbezirk durch.

Unser Chor kann in den vergangenen Jahren auf eine gute, erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Rat der Stadt Hettstedt, dem Kreiskabinett für Kulturarbeit, der Kreisarbeitsgemeinschaft Chor und dem Kreisbaubetrieb Hettstedt verweisen. Hierfür möchten wir diesen Institutionen unseren herzlichsten Dank aussprechen.

Empfangene Auszeichnungen und Ehrungen

1971 – “Hervorragendes Volkskunstkollektiv“

1976 – 2. Platz beim Pokalsingen in Friedeburg

1977 – Pokalsieger beim Pokalsingen in Friedeburg

1978 – “Hervorragendes Volkskunstkollektiv“

1978 – Auszeichnung für hervorragende Leistungen im “Mach – mit“ – Wettbewerb

1978 – Urkunde vom Kreisvorstand des FDGB Hettstedt

DER RAT DER STADT HETTSTEDT

An die Chormitglieder des Männerchores Altdorf 13. Februar 1985

Werte Chormitglieder!

Anlässlich des 100 Jährigen Bestehens Ihres Chores am 10. Mai dieses Jahres übermitteln wir Ihnen die herzlichsten Glückwünsche.

Durch Ihre hohe Einsatzbereitschaft und Ihre Liebe zum Gesang tragen Sie mit zur Entwicklung des Chorwesens in unserer Stadt bei.

Sie wurden für Ihre Leistungen mit dem Prädikat „Mittelstufe gut“ und 1971 als „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“ ausgezeichnet. Diesen Titel konnten Sie mehrmals verteidigen.

Aufgrund der hervorragenden Ergebnisse im Mach-mit-Wettbewerb wurde Ihnen die Ehrenurkunde überreicht.

Weiterhin nahmen Sie 1984 am Kreisleistungsvergleich erfolgreich teil.

Ihre Einsatzbereitschaft bei vielen gesellschaftlichen Höhepunkten unserer Stadt und darüber hinaus ist besonders hervorzuheben.

Für Ihre guten Leistungen sagen wir Ihnen ein herzliches Dankeschön und wünschen Ihnen für die Lösung der künftigen Aufgaben weiterhin recht viel Erfolg, Gesundheit und Schaffenskraft.

Bürgermeister, gez. Kiesel

Höhepunkte im Mai 1985 anlässlich des 100 Jährigen Bestehens des Männerchores Altdorf

Mittwoch, 8.5.1985, Festveranstaltung mit den Chormitgliedern

Freitag, 10.5.1985, Festlicher Empfang anlässlich des 100 jährigen Bestehens des Chores im Sportlerheim Altdorf

Sonnabend, 11.5.1985, gemeinsame Festveranstaltung mit den Ehepartnern unserer Sänger im Sportlerheim Altdorf

Sonntag, 26.5.1985, Waldkonzert auf dem Festplatz Humboldthain Altdorf

Anlässlich des 100 jährigen Bestehens des Männerchores wurden langjährige Mitglieder geehrt:

Fritz Pabst †, geb. am 25. Mai 1906, Sänger seit 1924

Karl Graf †, geb. am 1. März 1901, Sänger seit 1921

Richard Küstermann †, geb. 8. Dezember 1908, Sänger seit 1926

Der Männerchor Burgörner-Altdorf im 100. Jahr seines Bestehens 1985.

100 Jahre Arbeiterchor

Herausgegeben vom Männerchor Altdorf

Text: Richard Küstermann, Günter Kurch

Leiter des Chores: Paul Noack

Übungsstätte: Sportlerheim Altdorf (s. a. „Gaststätten in Burgörner“)

Grafik: Hans Werner Scharf

Fotos: Paul Pfeffer, Foto Gleiche Hettstedt

Betriebsdruckerei Walzwerk Hettstedt

Es war einmal ! Heute spielen hier die Kinder vom „Kindergarten Altdorf“.

Vorstehender Text wurde zu großen Teilen der Festschrift „100 Jahre Arbeiterchor“ entnommen. Die Zeitungsausschnitte, Programmzettel und Fotos wurden uns aus privaten Archiven und Sammlungen zur Verfügung gestellt, wofür wir an dieser Stelle recht herzlich danken. Gleichzeitig möchte wir unsere Leser auf das Impressum hinweisen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

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