125. Jahre Maschinendenkmal

Am 17. April 2015 titelte die „Mansfelder Zeitung“ der MZ

Mitarbeiter der GSG bringen das Geländer rund um das Denkmal auf Vordermann.
Foto: Klaus Winterfeld

Uberschrift

Wie und warum es zu diesem Denkmal kam, geht wohl am besten aus einem Artikel des Hettstedter Wochenblattes hervor. Mit Stolz und Ehrfurcht wird in diesem Artikel von der Leistung unserer Vorfahren berichtet, dessen wesentliche Teile des Inhaltes wir Ihnen hiermit unverändert in der Urfassung vor 125 Jahren, jedoch in einem zeitgemäßen Schriftbild vorstellen.


Die Denkmalsfeier auf der preußischen Hoheit.

Die Kunde von der stattfindenden Weihe des vom Verein Deutscher Ingenieure auf dem ehemaligen König–Friedrich–Schacht erbauten Denkmals, das schon während seines Baues das allgemeine Interesse unserer gesamten Bevölkerung lebhaft erregt hatte, veranlasste am Mittwoch Mittag eine wahre Völkerwanderung. Alt und Jung zog scharenweise hinaus zum Denkmal und besetzte die sich als Tribünen trefflich eignenden benachbarten Halden. Gegen 2 Uhr trat die Maschinenwerkstatt am Fuße des noch verhüllten Denkmals an. Am rechten Flügel stand die Musik, dann folgte die lange dreigliederige Front der Uniformierten, den linken Flügel bildete die Maschinenwerkstätter Liedertafel mit ihrer Fahne in der Mitte und vis-a-vis dem rechten Flügel hatten die Lehrlinge Aufstellung gefunden. Um 2 Uhr 27 Minuten traf der Ingenieurverein der mittels Extrazuges von Halle, wo er seit dem 17.d.M. seien 31. Hauptversammlung abgehalten, gekommen war, an dem mit Fahnen geschmückten und mit frischen Tannengrün besetzten Denkmalsplatz ein und schritt unter den Klängen der Musik grüßend die Ränge ab. Nachdem der in der Stärke von etwa 120 Herren vertretene Verein am linken Flügel und teilweise vor der Front Aufstellung genommen, stieg der Vorsitzende des thüringischen Bezirksvereines Herr Maschinen-Bauinspektor Hammer – Eisleben die durch uniformierte Posten besetzten Stufen bis zum Denkmal empor und ergriff das Wort zu der folgenden Weiherede die wir leider nicht dem Wortlaut, sondern nur dem Gedankengange nach wiederzugeben im Stande sind:

Diese im Wortlaut erhaltenen Weihereden (von Sammlern zur Verfügung gestellt) können in unserer Rubrik > Medien „Presseberichte“ VDI 1890 < eingesehen werden.

„So falle denn die Hülle unter dem Rufe: Ein Hoch der deutschen Technik, ein Hoch der deutschen Arbeit“!

Wie durch Zauberschlag lag die verhüllende Leinewand am Boden und gab das herrliche mit Girlanden reichbekränzte Denkmal den schaulustigen Blicken aller frei. In einem weiteren Beitrag dieser Zeitung heißt es:

Soweit das Wochenblatt von 1890

Und so ist es auch geblieben. Voller Hochachtung versinnbildlicht in dem Denkmal haben viele Generationen den Anbeginn der Industrialisierung in Deutschland gesehen und dieser Stätte die gebührende Pflege und Erhaltung angedeihen lassen.


Allerdings hat es in den Jahren auch einige Veränderungen gegeben. Von den beiden ursprünglich angebrachten Tafeln wurde

zur 150 Jahr-Feier die rechte Tafel durch nachstehende Ausführung ersetzt.

Leider weist die Geschichte des Denkmales auch einige unrühmliche Begebenheiten auf.

Im Jahre 2007 musste die eine Tafel des Maschinendenkmals wegen Diebstahls ersetzt werden. (Bild MZ Archiv)

In mühevoller Arbeit wurde sie von Heimatfreunden wieder hergestellt und einschließlich einer weiteren restaurierten Tafel wieder angebracht. Die MZ berichtete:


Hoffen wir, dass dieses Denkmal uns und unseren Nachkommen noch lange erhalten bleibt und an Können, Fleiß und Beharrlichkeit unserer Vorfahren erinnert. Auch wenn man diesen Markstein in der deutschen Industrieentwicklung herabwürdigt, als Ergebnis einer „Industriespionage“ so bleibt es doch so wie es der Maschinenmeister Hammer zum Ausdruck gebracht hat, gegenüber damaligen Widersachern der Denkmalserrichtung und dessen Bedeutung, nach seiner Rede zur Einweihung:

„Es ist die bemängelte ausländische Zutat der von England durch Bückling herübergeholten Konstruktion der Feuermaschine. Das Bückling seine Studien vor Ausführung der Maschine in England gemacht hat, ist von mir ja ausdrücklich ausgeführt, hat aber für den vorliegenden Fall nicht die Bedeutung, da es sich doch nicht um die Verherrlichung der Erfindung der Dampfmaschine handelt, sonder um diejenige erste Maschinenausführung in Deutschland, die aus deutschen Material und durch deutsche Arbeit geschaffen, der Ausgangspunkt einer dauernden und ununterbrochenen Verwendung bis auf unsere Tage geworden ist.      (Hammer)

(Bild: Probst)

Als in Vorbereitung der 150-Jahrfeier der Verein Deutscher Ingenieure sich an den Bürgermeister der Stadt Hettstedt wandte, wurde er an die Zuständige Verwaltung verwiesen:

Ihre Geburtsstunde erlebte diese Feuermaschine im Burgörner-Revier „Preußische Hoheit“ und ist also die Feuermaschine die „bei“ Hettstedt in Betrieb genommen wurde, ebenso das zu ihren Ehren errichtete Maschinendenkmal.

Maschinendenkmal 2015.mp4 – folgt….

Mit freundlicher Genehmigung von PUNKTum Fernsehen Hettstedt.

Anmerkung:

01 – Für den Zeitungsartikel, sowie für die von uns zusätzlich eingefügten Bildern aus verschiedenen Zeitepochen, danken wir den privaten Sammlern für Ihr Entgegenkommen.

02 – Spionage

Abwertend, um keine Hochachtung vor dem Können, dem Fleiß und der Zähigkeit unserer Vorfahren aufkommen zu lassen, wird heute das Zustandekommen dieser Maschine der Überlegenheit des damaligen englischen Maschinenbaues und dessen Ausspionierens durch die skrupellosen Preußen dargestellt. So auch in einem 2008 vom ZDF hergestellten Film „Sieg der Feuermaschine“, wo gezeigt wird, wie sich preußische Spione gewaltsam Zutritt verschaffen um eben die Feuermaschine zwecks Nachbau in Augenschein nehmen zu können. Ohne nun den Stand des damaligen englischen Maschinebaues in irgendeiner Weise schmälern zu wollen oder eine Verwendung erprobten Wissen in Frage zu stellen, ergibt sich aber bei näherer Betrachtung ein anderes Bild. Auf der »Preußischen Hoheit« bei Hettstedt war ein Schacht „König Friedrich“ niedergebracht. Die Wasserzuflüsse waren über Erwarten groß und konnten nicht bewältigt werden. Zu Anfang des Jahres 1782 trat eine Kommission des Oberbergamtes Rothenburg unter Zuziehung des kurfürstlich Hannoverschen und Königl. Großbritannischen Berghauptmannes von Clausthal, da damals der Oberharzer Bergbau durch seine mustergültigen Wasseranlagen großen Ruf hatte, zusammen. Nach verschiedenen Vorschlägen, welche sich als ungeeignet erwiesen, wurde schließlich die Aufstellung einer Feuermaschine angeregt und fand den Beifall der Kommission. Das Haus Hannover war eine deutschstämmige Königsdynastie, die dem Haus Stuart von 1714 bis 1901 als Könige von Großbritannien folgten. Diese Epoche wird in der Geschichtsschreibung daher oftmals auch als „Hannoverian England“ tituliert.

1782 regierte also ein deutscher Fürst auf dem englischen Thron, dessen Großvater ein Verbündeter von Friedrich II. (dem Großen) im Siebenjährigen Krieg war. Folglich hat J. Watt nun voller Stolz den preußischen Gesandten seinen Wirkungsbereich gezeigt. In Ehrfurcht vor seinem König und im Glauben, dass die preußischen Unzulänglichkeiten den englischen Vorsprung nicht aufholen könnten. Jedenfalls geht es so aus Briefen hervor, die er später an seinen Sohn geschrieben hat, der dann in dem rückständigen Preußen Mathematik studierte. Diese Tatsache lässt den Schluss zu, dass eben technisches Wissen übernommen wurde wie später auch Düsentriebwerke, Tarnflieger, Raketentechnik und Anwendung der Atomkraft. Es aber keinesfalls ein solcher Kriminalfall war, wie er uns heute dargestellt wird. Sondern das Ergebnis von handwerklichem Können, zähen Fleiß und Beharrlichkeit.

Zur Zusammenstellung unseren Beitrages, soweit nicht schon im vorliegenden Text angegeben, wurde verwendet:

*) Bildmaterial aus privaten Sammlungen
*) Ausschnitte von Veröffentlichungen aus der „Mansfelder-Zeitung“ der MZ
*) “Die Englandreise zweier preußischer Bergbeamter” Von Elmar Hebestedt,
in Zeitschrift für Heimatforschung, Gursky und Lindner – Heft 15
*) Archiv Material aus dem ehemaligen Gemeindebüro Burgörner (Privatbesitz)
*) Gemälde-Kopie „Menzel – Eisenwalzwerk” aus Wikipedia Gemeinfrei
*) http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_III._%28Vereinigtes_K%C3%B6nigreich%29
Georg III. (1738-1820) Kurfürst und König von Hannover, König von Großbritannien
*) Siehe auch in www.hettstedt-Burgoerner.de unter Presseberichte: aus >
Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure 1890,Band XXXIV. Heft 48
Sowie unter „Aktuelles-Gedenktage“ – Kategorie „ Deutsche Dampfmaschine“
E.Graf/Chronist, Mai 2015

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