Kupferkammer-Hütte

Von der Berg-Hütte zur Kupfer-Kammer-Röst- u. Bleihütte

Am 10. April 1723 wurde die Gewerkschaft zur Kupferkammer durch den Leipziger Kaufmann, Johann Schwabe, gegründet.

Wie alle Hütten die nach dem 30-jährigen Krieg und der Freierklärung des Mansfelder Bergbaues im Jahre 1671 neu erbaut wurden, so lag auch die Kupferkammerhütte auf einer mittelalterlichen Hüttenstätte (erstmalig als Berghütte 1439 erwähnt) deren exponierte Lage an der Wipper, womit die Wasserräder und Blasebälge zur Erzeugung des Gebläsewindes angetrieben wurden, bedingt war. Die Vorläuferin der Kupferkammerhütte ist die Berghütte gewesen, die urkundlich schon zum ersten Male 1439 erwähnt ist.

1) Übersetzung – siehe Anhang

In den Urkunden der Jahre 1480 bis 1540 wird die Berghütte mehrmals erwähnt. Doch scheint sie bereits vor dem Jahre 1568, wie alle anderen Hettstedter Hütten, ihren Betrieb eingestellt zu haben. 2)

1566, 2. May – ist eine unzüchtige Dirne, so keiner Vermahnung zur Buße noch einiger Warnungen geachtet, zu Burgörner für der Hütten auf eine glühende Schlacken gefallen und sich greulich verbrannt. Es hatte sie etliche wenig Wochen hievor ein böser Hund übel in die hand gebissen und sich auch bald darnach einen Arm ausgefallen. Aber solche tätliche Gotteswarnungen werden von solchen Leuten, wie auch schier von jedermann, wenig geachtet.

Die glühende Schlacke vor der Hütten deutet auf eine Hüttentätigkeit um das Jahr 1566 hin. Um so merkwürdiger ist dann die Eintragung 4 Jahre später – bzgl. „lange Zeit“

1570 – Nachdeme man eine gute lange Zeit auf der Berghütte (denn also heißet die Schmelzhütte zu Burgörner) nicht geschmelzt hatte, hat man in diesem Jahr den 9, Novembris zum ersten mal darinnen wieder angefangen.

Erst in den Berggrenzbeziehungen der Jahre 1671 und 1711 findet die Berghütte wieder Erwähnung. Die neue Hütte, die nunmehr den Namen Kupferkammerhütte erhielt, wurde im Laufe des Jahres 1723 linker Hand vom Wege Hettstedt-Burgörner erbaut.

2.) Vermutlich ältester “Abriß von der Kupfer-Kammer Schmelz-Hütte an der Wipper zwischen Hettstädt und Öhrner gelegen. Angefertigt 1725 – Joh. Chr. Lorentz

Text (links) 1. Schiefer Röste; 2. Kohlhaus; 3. Schmelzhütte; 4. Stall;  5. Wohnhaus; 6. Röst Stadeln; 7. Halden.

Text (rechts) 8. Schmeltz (?) = Graben welcher oben gerinne bis lit: (?); 9. A. aus Kiefer hat hernach ist unterkrochen worden; 10. B.C:D: Lichtlöcher im Schmeltzgraben; 11. des untere Stollens Mundloch der die Wasser wieder in die Wipper gehen (?)

Das alte Hüttengebäude, das im Jahre 1813 u. 1918 erhöht wurde, (Giebelhausen-Bild von 1837) stand bis zum endgültigen Abriss aller Hüttengebäude im Jahre 2008.

3.) Zeichnung angefertigt von Dr. Giebelhausen 4)

Am 5. Februar kam die Kupferkammerhütte in Betrieb. Wie alle anderen Mansfelder Hütten, so erschmolz sie aus den Schiefern einen Kupferrohstein, der nach mehrmaligen Rösten in offenen Stadeln auf ein silberhaltiges Schwarzkupfer verschmolzen wurde. Das Schwarz- kupfer wurde an die Saigerhütte, zwischen Hettstedt und Wiederstedt, zur Weiterverarbeitung auf Silber und Garkupfer abgegeben.

4.) Älteste Abbildung der Saigerhütte bei Hettstedt um 1752

Als im Jahre 1798 die Gewerkschaft zur Gottesbelohnungs- und Wiesenhütte den Konkurs anmelden musste, wurde sie von der Kupferhütte erworben und führte nunmehr den Namen „Gewerkschaft zur Kupferkammer samt Gottesbelohnung“. Jedoch wurde diese Erwerbung, obwohl ein neuer Entsilberungsbetrieb „das Amalgamierwerk“ errichtet worden war, im Jahre 1828 wieder verkauft.

5.) Ehemalige Wiesen- und Gottesbelohnungshütte, im Hintergrund links das Amalgamierwerk.

Nach dem Tilsiter Frieden (1807), kam die nach dem Tode des letzten Mansfelder Grafen (1780) an Kursachsen gefallene Grafschaft Mansfeld an das Königreich Westfalen und die Kupferkammerhütte unterstand nun der neuen Bergverwaltung in Rothenburg. Wie für alle Mansfelder Hütten war die Zeit nach den Freiheitskriegen besonders schwer. Erst um 1820, so lassen es die Produktionsergebnisse vermuten, waren die Nachwirkungen des Krieges überwunden.

Das alte Schwarzkupferverschmelzen stellte man 1844 ein und erschmolz nunmehr Spurstein, der zunächst nach dem Augustin-Verfahren und später nach dem Ziervogel-Verfahren entsilbert wurde. Im Jahre 1852 traten die fünf Mansfelder Gewerkschaften und mit ihnen die Kupferkammerhütte zur Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft zusammen.

Dieser Zusammenschluss brachte eine Stilllegung der vielen kleinen noch mit Wasser betriebenen Hütten, der Kreuz, Katharinen und Silberhütte (bei Leimbach) und der Friedeburger Hütte, sowie eine Konzentration des Schmelzbetriebes auf der Kupferkammerhütte und der neuerbauten Eckardthütte bei Leimbach mit sich.

6.) Die einstige Katharinenhütte in Leimbach

Im Jahre 1862 wurde die im Jahre 1723 erbaute Schmelzhütte stillgelegt, und hinter ihr wurden zwei neue Schmelzhütten mit größeren Oefen gebaut, die bis zum Jahre 1913 als Rohhütten in Betrieb waren. Zeitgleich wurde das Schieferschmelzen auf der Kupferkammerhütte eingestellt, nach dem die bei Hettstedt liegenden Schächte, der Eduard-, Niewandt- und Glückhilfsschacht abgebaut waren. Versuchsweise hat die Kupferkammerhütte während des 1. Weltkrieges in modernen großen Oefen Haldenminern geschmolzen.


7. und 8. von Ofenanlagen

Auch wurde während des Krieges eine Anlage zur Gewinnung von Molybdän aus Mansfelder Ofensauen errichtet. Im Jahre 1922 wurde die alte Kupferkammerhütte zur Bleihütte umgebaut, welche nun die bleihaltigen Flugstaube der Krug- und Kochhütte auf Blei und Silber verschmilzt. Infolgedessen führt die Hütte jetzt den Namen „Kupferkammer-Bleihütte“.

9.) Herstellung von Schlacke-Pflastersteinen westlich der Zentrale

Die Kupferkammer-Röst- und Spurhütte im Schmalzgrund wurde erst im Jahre 1865 erbaut. Zur Vermeidung der beim Rösten im Freien entstandenen Rauchschäden hatte man das Rösten in geschlossenen Oefen mit anschließender Schwefelsäuregewinnung bereits 10 Jahre vorher versucht und am Standort des ehemaligen Kraftwerk III. der späteren Zentralen Elektrowerkstatt, die erste Mansfelder Schwefelsäurefabrik errichtet.

10.) Anlage zur Gewinnung von konzentrierter Schwefelsäure.

Nachdem die Versuche gelungen waren, baute man zunächst die Zentral-Rösthütte im Schmalzgrund, etwas später die Spurhütte. Die Hauptantriebskraft waren Wasserräder, die große Lederbälge in Bewegung setzten, um den zum Schmelzen notwendigen Wind zu erzeugen.

11.) Darstellung der Winderzeugung mit Wasserrad betriebenen Blasebälgen.

Später, etwa im Jahr 1826, ging man zu hölzernen und dann zu eisernen Kastengebläsen über. Mit dem Aufstellen einer Dampfmaschine zum Betreiben der Kastengebläse im Jahre 1858 konnte der Schmelzbetrieb bei Niedrigwasser der Wipper aufrechterhalten werden

12.) Winderzeugung durch Wasser- und Dampfkraft

In den 60er Jahren erzeugte man den Gebläsewind durch Wasserschraubengebläse, die sogenannten Cagniardellen, die teils durch Wasserräder, teils durch Dampfmaschinen angetrieben wurden. Erst nach dem Jahre 1870 ging man dazu über, große Dampfgebläsemaschinen aufzustellen, die dann durch elektrisch betriebene Gebläse abgelöst wurden.

13.) Darstellung eines Dampfgebläses

14.) Eine Übersicht der Kupfer-Kammer-Röst- und Bleihütte um 1925

Von den alten Mansfelder Hütten sind heute nur noch die Saigerhütte, die ehemalige Maschinenwerkstatt, die Gottesbelohnung als Ruinen und die Kupferkammerhütte als grüne Wiese übriggeblieben. Über 500 Jahre Hüttengeschichte um Burgörner sind nunmehr zu Ende gegangen.

15.) Der totale Abriss 2005

16.)
(„Die ehemalige Bleihütte soll Wiese bleiben“ (MZ – 12.11.2012 Artikel „Warten auf Solarstrom“ Foto Lukaschek)

Anmerkungen:

Unserer Bearbeitung liegen die Ausführungen von Herrn Hüttendirektor, Dr.- Ing. Otto Barth, im „Mansfelder Heimatkalender“ von 1925 zugrunde.

Hinzugefügte Abbildungen im Text sowie im Anhang, erhielten wir aus privaten Sammlungen oder sind dem Werk „200 Jahre Kupferkammerhütte bei Hettstedt-1923“ entnommen. Sie dienen lediglich zur Illustration der Ausführungen und unterliegen den Hinweisen im Impressum.

1.) Urkundentext

Busse Smed, der Inhaber des Hofes zu Burg Örner be­kennt, dass er sich mit den Hüttenmeistern der Berghütte unter Burg Örner gütlich vertragen hat. Er verspricht ihnen ungehinderte Zuleitungen des Wassers, wofür die Hütte ihm jährlich zwei Hühner Zins geben muss. In der Urkunde erfahren wir die Namen der Hüttenmeister des Jahres 1439. Dem damaligen kleinen Betriebe ent­sprechend, werden das wohl ein paar Schmelzer gewesen sein, die mit einigen Gehilfen gemeinsam dort auf der Berghütte ihre Schiefer schmolzen

Anmerkung für unsere jüngeren Leser: Es war keinesfalls so, dass der Hüttenmeister alljährlich mit zwei Hühner auf das Gut nach Burgörner zog, sondern es war eine Größenordnung die bei unterschiedlichen Währungen immer den jeweiligen Wert von zwei Hühnern ausmachte, der als Zins zu entrichten war.

2.)

Den Angaben von Hüttendirektor Dr. – Ing. Otto Barth, 1923 – stehen die von Dr. Mück aufgefundenen und 1916 in den „Mansfelder Blättern“ veröffentlichten Aufzeichnungen von M. Syriacus Spangenberg gegenüber. In:

Mansfeldische Chronika . Der vierte Teil VI. Titel
Von Dorfschaften, zum Vorder Ort Mansfeld gehörig.
XII. Burgörnern. Fol.166 u. Fol.166a.

3.)

„Zentrale Kupferkammer“ Es handelt sich um die Gebäude des ehemaligen Kraftwerkes III., in welchen zuletzt die „Zentrale E-Werkstatt des Mansfeld-Kombinates“ untergebracht war,

4.)

Der Arzt, Mundartdichter und Zeichner, Dr. med. Sanitätsrat Carl Friedrich August Giebelhausen hat seine Kindheit, nach dem frühen Tod des Vaters, bei seinem Großvater Christoph Friedrich Giebelhausen (Pfarrer in Thondorf und Burgörner) und zeitweilig bei dem Onkel Heinrich Friedrich (Pfarrer in Burgörner) verbracht, ehe ihn sein Großvater auf’s Gymnasium nach Eisleben schickte. Laut Schülerverzeichniss des Gymnasiums legte er dort Ostern 1820 die Prüfung ab.

Die nachstehenden Abbildungen, die uns von Lesern aus ihren Archiven zur Verfügung gestellt wurden, sind jeweils Ergänzungen zu den Abbildungen 1 – 16.

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