Museumsbesuch

Obwohl Burgörner, ohne Zweifel ein so geschichtsträchtiger Ort ist, hat es hier nie so etwas wie ein Museum gegeben. Gefundene Sachzeugnisse unserer Vorfahren gingen in die Museen nach Halle oder Eisleben. Funde auf eigenen Grundstücken wurden oft von den nachfolgenden Generationen (unerkannt) vernichtet.

Nach den politischen Unruhen von 1919-1921 wurde nach einer Ausschreibung, gemäß des Beschlusses der Stadtverordneten Sitzung vom 19. Juli 1921, H. Berger Bürgermeister von Hettstedt.

Dem Bürgermeister Berger, einen sehr heimatverbundenen Mann, verdankt die Stadt Hettstedt unter anderem auch die Einrichtung des „Hettstedter Heimatmuseums“ (1925) in der ehemaligen Johanniskapelle, am alten Städtischen Krankenhaus.

Der Bezug zu Burgörner stellt sich mit vielen der hier gezeigten Ausstellungsstücke ein. Einem Model der Dampfmaschine vom Burgörner-Revier, Archäologische Fundstücke rund um Hettstedt, dazu eine Nachbildung eines Steinkisten Grabes. Ein derartiges Grab ein sogenanntes „Hünengrab“ konnte 1934 auf der Brache oder Lindenberg in Burgörner ausgegraben werden. Viele Sachzeugnisse aus verschiedenen Epochen unserer Heimat wurden hier gesammelt und aufbewahrt.

Anlässlich der Feierlichkeiten „750 Jahre Kupferschiefer Bergbau“ wurde das „Hettstedter Heimatmuseum“ 1950 neu gestaltet und nun in einem Gebäude am ehemaligen Brauhaus untergebracht. In drei Abteilungen wurde eine Umfangreiche Sammlung gezeigt zu:

a.) Geschichte unserer Erde anhand von geologischen Funden.

b.) Novalis, dem Dichter Friedrich Hardenberg aus Wiederstedt .

c.) Braukommune, Walzwerk Hettstedt, Industriegeschichte .

Das alles war den, im Verhältnis dazu, recht geschichtslosen Kommunisten nichts Wert und die Exponate mussten einem sogenannten „Militärpolitischen Kabinett“ weichen.

Wo sind die Ausstellungsstücke alle geblieben? 

Voller Sorge sehen heute viele Heimatfreunde die Entwicklung im Mansfeld Museum und hoffen, dass nicht wieder mühevoll zusammengetragene Erinnerungsstücke über Jahrhunderte erhaltene Bauten machtpolitischem Denken zum Opfer fallen.

Eine Fotozusammenstellung von H. W. Scharf

Schulausflug von Siersleben über Burgörner-Neudorf in das Heimatmuseum nach Hettstedt

Aufsatz des 10-jährigen Otto K. aus Siersleben:

Am Montag, den 2. Februar 1931 machten wir einen Ausflug nach Hettstedt ins Heimatmuseum. Früh um acht Uhr marschierten wir los. Wir schlitterten uns auf der Chaussee und fielen auch manchmal hin. Der Herr Rektor ist auch hingefallen. Bald waren wir in Hettstedt. Wir gingen um die Stadtmauer und sahen uns alles an. Dann gingen wir ins Heimatmuseum. Dort waren Urnen und allerhand Altertümlichkeiten. Zuerst zeigte uns der Mann eine Dochtschere. Früher hatte man kein elektrisches Licht und keine Petroleumlampe und kein Gas, sondern man nahm Rüböl. So ähnlich wie beim Nachtlicht. Wenn der Docht rußig wurde, schnitt man es ab. Aber wenn es auf den Tisch fiel, dann roch es, und es gab Brandflecke. Da hatte man an die Dochtschere eine kleine Klappe davor gebracht. So fiel der Docht hinein. Wenn man aber die Schere auf den Tisch legte, und man hatte eine schöne weiße Tischdecke draufgemacht, gab es Rußflecke, darum machte man drei kleine Beine darunter. Dann zeigte der Mann uns eine Geldkatze, von einem Gerbermeister. Wenn der Gerber das Leder gegerbt hatte, so fuhr er nach Leipzig zur Messe. Da verkaufte er das Leder. Früher hatte man Taler, und da? man das nicht alles herumschleppte, hatte man sich einen Gürtel gemacht. Der Mann zeigte uns dann eine Streusandbüchse. Man hatte früher keine Löschblätter, sondern man nahm Sand, oder auch Gries. Der Bäcker hatte auch so eine Büchse, bloß darin ist Staubzucker. Dann waren noch Modelle wie die Leute früher begraben wurden. Eine ältere Nähmaschine, und noch eine alte Feuermaschine waren da. Auf der kleinen Kanzel (das Heimatmuseum war nämlich die Johanniskapelle) war eine Fahne, sie stammte aus der Zeit der Bürgerwehr zu Hettstedt von 1848. In Glaskästen waren Steine aus der Urzeit. An der Wand hing ein Bild des Bergrates Zimmermann. Sein Jagdgewehr war auch da. Dann zeigte uns der Mann zwei Wollkratzer. Da kämmten die Leute Schafwolle aus. In einem kleinen Schranke war eine eiserne Kanonenkugel aus der Schlacht bei Torgau. Sie stammte aus dem Siebenjährigen Krieg. Wo das Messingwerk erweitert wurde, fanden sie eine Urne, da drinnen waren allerhand Gräte aus der Urzeit. Dann fanden sie noch ein paar Bronzenadeln aus der Bronzezeit. Wir hatten nun alles besichtigt und gingen dann nach Hause.

Gewehr

Aufsatz des 10-jährigen Erich H. aus Siersleben :

Am 02.2.1931 gingen wir nach Hettstedt ins Heimatmuseum. Früh um 8 Uhr marschierten wir ab. An dem Tage war es sehr glatt und neblig. Wir fielen oft hin, jetzt war Hettstedt erreicht. Wir gingen zuerst durch das Saigertor, von dort aus um das alte Hettstedt und dann zum Heimatmuseum. Als wir vor der Tür standen war fürchterlicher Krach, denn die Kinder spielten auf einem alten Harmonium. Als die Klasse heraus kam gingen wir hinein. Ein Mann empfing uns. Als wir uns ein wenig gewärmt hatten, fing er an uns alles zu erklären. Er zeigte uns zuerst eine Dochtschere von unseren Großvätern. Diese Schere benutzten sie zum Reinigen der Kokellampe, die mit Rüböl gebrannt wurde. Dann brachte er eine Wollkratze zum Reinigen von Schafwolle. Heute geht das Reinigen mit elektrischem Betrieb. Jetzt zeigte er uns eine Streusandbüchse die mit Sand oder auch Gries gefüllt war. Jetzt hat man selten noch eine Streusandbüchse, denn man nimmt jetzt Löschpapier. Wir sahen Urnen, alte Gesangsbücher sogar eine Bürgerfahne von Burgörner-Altdorf vom Jahre 1848. Eine Flinte vom Bergrat Zimmermann, einige Bürgerwaffen zum Beispiel Lanze und Pistole. Auch eine Geldkatze sahen wir, welche die Kaufleute an einer Schnur befestigt hatten, die sie um die Hüften banden. In diese Geldbörsen steckten sie ihr Hartgeld. Auch eine Jagdflinte mit Vorderlader, Steine aus der Urzeit, Steinbeil und Steinhammer waren im Museum. Auch Geräte unserer Mansfelder Vorfahren, die schon vor einigen hundert Jahren in die Schächte fuhren, fehlten nicht. Da gab es Keilhauen, Bretter zum Schutz gegen das Gestein und Oellampen mit den dazugehörigen Oelhörnern. In diesen befand sich der Vorrat an Oel. Als letztes sahen wir eine Feuermaschine, womit man das Wasser aus dem Schachte hochpumpte. Wir bedanken uns noch vielmals bei dem Mann. Er wünschte uns noch einen guten Weg, und mit fröhlichem Geplauder traten wir den Heimweg an.

Darstellung von vergleichbaren Fund- und Erinnerungsstücken wie sie im Schüleraufsatz aus und um Burgörner genannt werden.

Urne
Zur Anschauung, gut erhaltene Grab-Urne – Museum Quedlinburg


Dochtschere und Kerzenlöscher.

u.a. Kupferschiefer aus der Mineraliensammlung

Tintenfass

Tintenfass und Streusandbüchse

Gewehr aus den Kriegen

Gewehr aus den Kriegen von 1870/71

Fahne

Die Fahne von 1848 ist leider verschwunden. Diese Turner-Fahne in private Obhut genommen, konnte ihrem Alter entsprechend erhalten werden.

Hier ruht der Königl. Preuss-Berg-Rath, Bergamts-Director. Ritter p.p.

Friedrich Viktor Leopold Zimmermann

geboren zu Quedlinburg d. 24. Juli 1778 – gestorben zu Eisleben d. 23.April 1836
auf seinen Wunsch bei seinen drei ihm voraus gegangenen Söhnen.

Jagdgewehr

So könnte sein Jagdgewehr ausgesehen haben ?


Fisch- und Pflanzenabdrucke im Kupferschiefer

2 Bilder von den Ausgrabungsarbeiten > Brache < 1934

Vergleichbare Steingräber unserer Vorfahren findet man noch in Mecklenburg.

Steinkistengräber sind in Helmsdorf erhalten worden.
Bild: Erhard Schröter †, Archäologe – Ausgräber der Schalkenburg bei Quenstedt

Tasse

Tasse, Aunjetitzer Kultur – Fund aus dem Stockbachtal

Das im Aufsatz beschriebene Model aus dem Mansfelder Heimatkalender 1936

Im Hettstedter Heimatmuseum

Welches auch bei Festumzügen mitgeführt wurde.

Bild: An der Station „Kupfer-Kammer“ am Kraftwerk III. zum 1. Mai – ?

Anmerkung: Die vorstehenden Bilder, soweit sie nicht ausdrücklich zugeordnet sind, dienen lediglich zur Illustration der in den Aufsätzen beschriebenen Gegenstände – sind aus anderen Quellen entnommen und entsprechen nicht den Fundstücken im ehemaligen Hettstedter-Heimatmuseum.

Bearb. E.G./Chronist, März 2010

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