Theodor Körner – Schlacht am Welfesholz – Burgörner
Wenn nach fast 900 Jahren von der sagenhaften Schlacht am Welfesholz die Rede ist, erinnert man sich an den Text auf der Tafel am „Hoyerstein“ und evtl. noch an die Vertreter der kriegführenden Parteien Graf Hoyer von Mansfeld und Wiprecht von Groitsch.
Was allerdings weniger bekannt ist, dass wir diese Zeilen dem Aufenthalt von Th. Körner bei Wilhelm von Humboldt
in Wien verdanken und seinem Studienfreund Carl Schmid aus Burgörner, der ihm diese sagenhafte Geschichte aus unserer Heimat zusandte.
Aus dem Briefverkehr zwischen Theodor Körner und Carl Schmid, der Sammlung und Bearbeitung des Lehrers O. Schröter aus Dankerode1), geht hervor:
Alter Freund! Leipzig den 17. August (1810 ?)
„Die Schlacht am Wülfesholze, wozu Du mir das Sujet gabst, ist mir als Ballade sehr gelungen. Ich lese sie Dir in Eisleben am Wölfesholze selbst.“
Aus dem nächsten Brief:
„Dem Herrn Bergstudenten Carl Schmid auf der Gottes Belohnung-Hütte bei Eisleben
Alter Freund! Leipzig den 7.Oktober 1810,
„Bald erwarte ich einen Brief von Dir – Meine Muse ist sehr fruchtbar jetzt. Schicke mir doch Volkssagen aus eurer Gegend.“
Alter Carl! Den 5ten 10br. (Dezember)
……. Hier send ich Dir einen Teil meiner neuen Gedichte. Schicke Sie mir bald zurück. Um Volkssagen bitte ich Dich herzlich.“
Ein weiterer Brief:
„An den Herrn Bergschreiber Carl Schmid in Eisleben! “ Aus Dresden, vom 13.Januar 1811, enthält die Frage: „Wie schreibt man denn das Wölfesholz eigentlich ? Die Ballade soll in einen Calender kommen.“
Der Brief:
An Herrn Bergschreiber Karl Schmid in Eisleben, Wien am 15. Januar 1812 enthält die Zeilen:
„Mit der Ballade Herzog von Mansfeld habe ich dem Humboldt viel Freude gemacht“
…….Dein ewig treuer Bruder
Theodor Körner.
Th. Körner, geb. am 23. September 1791, noch nicht 17, verließ um Pfingsten das väterliche Haus in Dresden und absolvierte vom 7. Juni 1808 bis 28. Juni 1810 ein Studium an der Bergakademie in Freiberg. Hier lernte er Carl Schmid kennen mit dem er innigliche Freundschaft pflegte. Karl Schmid war am 1. Mai 1790 auf der Kupferkammer-Hütte bei Burgörner geboren und somit ein Jahr älter als Theodor Körner. Vermutlich hatte sich Schmid schon vor 1808 auf der Bergakademie in Freiberg immatrikulieren lassen?
Theodor Körner in Wien
(Kreidezeichnung von Gerhard von Kügelgen)
Nach wechselhaften Aufenthalten in Dresden und Freiberg kommt am 31. März 1811 vorerst der letzte Brief an Schmid aus Berlin. Exmatrikuliert wegen der Teilnahme an einem verbotenen Duell mit folgender Kur in Karlsbad. Nach einer fieberhaften Erkrankung führt sein Weg am 12. August 1811 nach Prag und weiter nach Wien zur Familie Humboldt.
Wilhelm von Humboldt reiste am 22. September 1810 als preußischer Gesandter nach Wien, wo er sich in der Wollzeil 818 „Im schmeckenden Wurm“ 2.) niederließ; > die Namen der Häuser sind hier gräßlich < schrieb er an Karoline, die mit den Kindern aus Rom kommend am 21. Oktober ebenfalls in Wien eintraf. Die Familie war nunmehr nach zwei Jahren der Trennung wieder vereint.
Humboldts mit den Eltern Theodor Körners sehr befreundet, gewährten deren Sohn in ihrem Hause Sohnesrecht.
Wien, am 16ten März 1812
„Herrn Hüttenschreiber Carl Schmid auf der Kupferkammerhütte bei Hettstedt in Westphalen“ – ist der letzte uns bekannte Brief an seinen Freund.
Der Bearbeitung von O. Schröter ist zu entnehmen: „ Nach Absendung dieses Briefes hat Th. Körner noch genau ein Jahr, zuletzt als Kaiserlich-Königlicher Hoftheaterdichter, in Wien gelebt. Das er am 15. März 1813, verließ um am 19. März 1813, in Breslau, Lützows „Schwarzer Schar“ beizutreten
Im Sommer am 26. August 1813 ist Theodor Körner bei Gadebusch gefallen und auch dort begraben worden.
So schließt sich der Kreis – Burgörner – Karl Schmid – Theodor Körner und die Familie Humboldt. Zu Frau von Humboldts Geburtstag, am 23. Februar 1812 in Wien, wurde mit den Humboldtschen Kindern der Wechselgesang „Die Blumen“ aufgeführt, von Th. Körner am 11. und 12. Januar 1812 gedichtet, ebenso ein Festspiel zu Wilhelm von Humboldts Geburtstag, am 22. Juni 1812, die Donaunymphe 3.). Das Theaterstück „Die Gouvernante“ enthält als Hommage an die Gastgeber die Zeilen: „Dort, wo der Wiesengrund sich in den Forst verliert, dort schlängelt sich der Weg, der nach Burgörner führt.“
Aus Körners stärkstem Stück dem „Zriny“ sowie aus „Leier und Schwert“ zitierte das so genannte „Jungvolk“ 1936 anlässlich der Heimatkirchentage und der Enthüllung der Humboldt-Gedenktafel am Kirchberg in Burgörner die Verse: „Wach auf mein Volk die Flammenzeichen rauchen“.4.)
Den Versen Körners „Die Schlacht am Welfesholz“, welche unschwer erkennen lassen dass es sich um ein hochpolitisches Werk mit dem Hintergrund der verlorenen Schlacht und dem Untergang Preußens nach Jena und Auerstedt handelt, liegt eine Sage zugrunde. 5.)
In verschiedenen Literaturen, die das Leben von Th. Körner beinhalten, wird davon ausgegangen, dass ihm unsere Heimat wohlbekannt und er hier oft zu Besuch weilte, sei es nun bei der Familie Humboldt auf dem Gut oder bei seinem Freund Schmid auf der Kupferkammer-Hütte in Burgörner.
O. Schröde schreibt dazu: „Angeblich sollen die Lützower die Orte Halberstadt, Mansfeld, Eisleben, Wendelstein und Buttstädt berührt haben.?? Da sie schon am 2 .Juni die Ilm überschritten, könnten sie etwa am 31. Mai oder 2. Juni in der Gegend von Mansfeld und Eisleben gewesen sein. Nur in dieser Zeit wäre ein Besuch Körners bei seinem „treuesten Freunde“ Schmid auf der Kupferkammer-Hütte bei Hettstedt wahrscheinlich……….. “
Sicherlich tief ergriffen über das beklagenswerte Schicksal seines besten Freundes der inzwischen bei einer kriegerischen Auseinandersetzung bei Gadebusch am 26. August 1813 sein Leben verlor, hatte ihn zu dem Entschluss getrieben, den zu Anfang des Jahres 1814 trotz ihres Privilegs der Militärfreiheit, freiwillig zusammen getretenen Bergleuten, dem „Königl. preuß. Mansfelder Pionier-Bataillon“, beizutreten. Nach seiner Rückkehr aus den Militärdienst versah er einige Jahre wieder seine frühere Tätigkeit. Später wurde er als Hüttenschreiber nach Leimbach versetzt, wo er am 1. September 1845 als Hüttenmeister gestorben ist. 7.)
Schmid-Schacht (s. Anmerk.7)
Anmerkungen:
1) „Theodor Körners Beziehungen zur Grafschaft Mansfeld“. (siehe Quellenangabe)
2.) Die Abbildung Wollzeil 5 „Zum schmeckenden Wurm“ (einst 818) ist der Wiener Denkmalsliste D 27517 entnommen und ist gemeinfrei !
3.) Die vollständige Fassung dieses Stückes ist enthalten in: „Gabriele von Bülow, Tochter Wilhelm von Humboldts, „Ein Lebensbild – Aus den Familienpapieren Wilhelm von Humboldt und seiner Kinder“ 1791 – 1887“ /Mittler u. Sohn – Berlin 1909,
4.) Diese Verse, das Vermächtnis eines deutschen Patrioten, sollte den Regierenden dieser Welt Mahnung sein, Patriotismus zu missbrauchen.
5.) Mit einer Zusammenstellung von Fundstücken zu der Sage: „Die Schlacht am Welfesholz“ oder „Graf Hoyer von Mansfeld“ beabsichtigen wir dieses Thema demnächst mit einer in Arbeit befindlichen Folge fortzusetzen. Zur Erinnerung an Ereignisse welche im Februar des Jahres 1115 (vor 900 Jahren) in unserer Heimat stattgefunden haben.
6.) Die Aquarellreproduktion „Lützows verwegene Jagd“ des Stadtmuseum Güstrow ist Gemeinfrei
7.) Der Schmid-Schacht bei Helbra
Auf dem Gelände der August-Bebel-Hütte des Mansfeld Kombinates in Helbra. Ein Schacht, der für die Wasserversorgung der Hütte verantwortlich war – benannt nach Carl Schmid (geb. 1.5. 1790, gest. 1. 9. 1845), Hüttenmeister der Mansfelder Hütten und Lehrer an der Bergschule in Eisleben gab dieser Produktionsstätte seinen Namen. Schmid war ein Studienkollege und enger Freund des Dichters der Befreiungskriege, Theodor Körner.
Der Schmid-Schacht, dessen Bild im bekannten Kerßenbrockschen Porzellan-Service in der Regionalgeschichtlichen Sammlung der Lutherstadt Eisleben dargestellt ist (siehe Abbildung), ist ein Schacht, mit dem erstmalig das Niveau des Schlüsselstollen im Helbraer Raum erschlossen wurde. Baubeginn im Oktober 1844 mit einem Querschnitt von 2,50 x 440 m. Die Schachtröhre wurde anfänglich mit eichenen Bohlen gesichert und später ausgemauert.
Unter ständigem Kampf mit dem aus den bekannten Helbraer Schlotten zulaufenden Wasser erreichte man im Jahre 1846 die Endteufe von 184,0 m. Im Jahre 1849 wurde eine Dampfmaschine in Betrieb genommen und erstmalig dem Schlüsselstollen entgegengefahren.
Noch ein Ereignis ist für den Schmid-Schacht interessant – der Einbau der ersten Mansfelder Fahrkunst!
An zwei Stahlseilen hängende Leitern, mit Ruhebühnen in Auf- und Ab- Bewegung, ermöglichten durch wechselseitiges Übertreten von Bühne zu Bühne den Auf- oder Abstieg im Schacht. Da 37 Bühnen eingebaut waren, konnten jeweils 37 Mann diese große Erleichterung, statt des mühsamen Steigens auf Leitern (Fahrten), nutzen.
Quellenangaben:
„Theodor Körners Beziehungen zur Grafschaft Mansfeld“. Von O. Schröter, Lehrer in Dankerode.
Aus Mansfelder Blätter, Mitteilungen des Vereines für Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfeld zu Eisleben. Herausgegeben von Prof. Dr. Hermann Größler, Neunter Jahrgang 1895
„Wilhelm von Humboldt –Sein Leben und Wirken, in Briefen und Tagebüchern“ Rudolf Freese/Verlag der Nation 1953 (Abb. Th. Körner S.711)
„Wilhelm von Humboldt – Werden und Wirken“ Herbert Scurla/Verlag der Nation 1975
„Theodor Körners sämtliche Werke“ /Eugen Wildenow, Greifswald 1903
„Wichtige Kupferschiefer-Schächte in der Mansfelder Mulde“ Dr. Günter Jankowski/ URANIA 1987
„ http://de.wikipedia.org/Lützowsches Freikorps
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgeschützten_Objekte_in_Wien/Innere_Stadt
Zusammengestellt u. bearb. E. Graf/Chronist, Juni 2014