Der "Eduard-Schacht"

Im Süden von Hettstedt an der Straße nach Eisleben,

erhebt sich die gewaltige Halde des ehemaligen Eduard-Schachtes. Bei 51°37’22.28″N – 11°31’20.26″E mit einer Ausdehnung von etwa 18 Hektar und einem ebenfalls geschätzten Inhalt der Bergehalde: ca. 1,960 Mio. m³ und Inhalt der Ausschlägehalde: 210.000 m³.

Quelle: Die geografischen Koordinanten sowie die Flächenermittlung erfolgte unter der zu Hilfenahme von Google-Earth.

Von dieser Halde hat man einen guten Überblick auf das ehemalige Burgörner Bergbau-Revier im Osten.

Wo die vielen kleineren Halden Zeugnis ablegen, vom Fleiß unserer Vorfahren und uns direkt aufzufordern scheinen deren Geschichte zu erforschen. Aber wenden wir uns zunächst dem Eduard-Schacht zu.

Postkarte um die Jahrhundertwende

Eigentlich handelt es sich um die Eduardschächte I. und II. Dem Verwaltungsbericht der Mansfelder Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft (im folgenden nur „Gewerkschaft genannt) lässt sich entnehmen:

„Zur Lösung der immer schwieriger werdenden Förderung, der anfallenden Erze in diesem Revier welche bisher über den Zimmermann-Schacht erfolgte, entschloss sich die Gewerkschaft 1864 zum abteufen eines neuen Schachtes „Eduard I“. Dieses Vorhaben stieß von Anfang an, auf Grund großer Wasserzuflüsse, auf große Schwierigkeiten. Eine bereits vorgetrieben Schachtröhre musste wieder verfüllt und ein zweiter Versuch gestartet werden.

Im Jahr 1868 konnte, nach der Ausmauerung der Röhre des Schachtes, die Teufarbeiten erfolgreich abgeschlossen werden. Der Eduardschacht I hatte eine Teufe von 252,00 m. Sein Füllort befand sich in der 1. Sohle.

Eine Aufnahme des einstigen Betriebes um 1900 aus einer Repräsentations-Sammelmappe der Mansfelder-Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft.

Diese Schachtröhre ist verfüllt worden, vermutlich während der nochmaligen Nachgläube – Arbeiten während des I. Weltkrieges, da man durch ein befürchtetes Zusammenbrechen der unter starken Wasserdruck stehenden Schachtröhre, die hier arbeitenden (vorwiegend Frauen) nicht in Gefahr bringen wollte.

Was diese Frauen, deren Männer im Krieg waren, hier geleistet haben lässt sich unschwer anhand dieser Bildern erahnen.

Weitere Angaben zum Umfang dieser nochmaligen Nachsuche nach Erzresten liegen uns nicht vor, jedoch kann man davon ausgehen das die gesamte Schiefernhalde (Ausschläge-Halde) umgeschüttet wurde und dadurch heute die einstige Grundfläche der Schachtanlagen nicht mehr zu erkennen ist.

Im Jahre 1866 wurde in unmittelbarer Nähe ein weiterer Schacht als Wetterschacht abgeteuft.

„Eduard II.“

Den Verwaltungsberichten zufolge, war die Schachtröhre 2,80 m im Durchmesser und sollte die tieferliegenden Felder bis zum Niveau der 3. Sohle bewettern. Er wurde deshalb bis in das Niveau der 3. Sohle niedergebracht. Der Eduardschacht II erreichte eine Teufe von 328,00 m.

Ehe jedoch die Füllorte in der 1. und 3. Sohle zu gebrauchen waren, zwangen auch hier immer wieder größere Wassereinbrüche zu Stillständen der Bauarbeiten.

Die Erzproduktion des Bergbaubetriebes „Eduardschachtes“ erfolgte von 1868 bis 1905. In diesen Jahren war der Schacht für den Bereich der 1. – 3. Sohle in Betrieb.

Die maximale Belegschaftsstärke des Eduardschachtes betrug 1.100 Mann.

Die Schächte wurden am 30. Juni 1910 eingestellt. Die Gebäude sind danach abgerissen – die Schachtröhre von Eduard II. welche unter der Bergehalde liegt ist verschwunden, so dass es heute schwer fällt sich diesen Betrieb vorzustellen der damals mit zu den größten (im Burgörner-Revier sowieso) und auch zu den modernsten der damaligen Zeit gehörte.

Alle technischen Neuerungen wie Stahlseile, Pressluft-Werkzeuge, elektrische Bohrmaschinen zum Vortrieb und mit Dampf betriebene Ventilatoren zu Bewetterung kamen in diesem Betriebe zum Einsatz. Nicht zuletzt war auch der schnelle Vortrieb, der sich schon 1875 bis unter Burgörner erstreckte, durch weiterentwickelte Sprengstoffe wie das Dynamit möglich.

(Karte der Grubenfelder unter Burgörner)

Dieser Sprengstoff wurde ganz in der Nähe durch einen Zweigbetrieb der „Rheinische Dynamitfabrik Köln am Rhein, Fabrik Mansfeld am Harz“ ausschließlich für den Bergbau und nicht als Nebenprodukt einer Munitionsfabrik für Kriegszwecke hergestellt.

Weiter haben wir noch gefunden, dass 1870 die Einrichtung ei­ner der letzten Betstuben des Mansfelder Bergbaus, wie sie vor dieser Zeit auf allen Schächten üb­lich waren, eingerichtet wurde. Allerdings diente diese Einrichtung schon damals mehr als Revierstube und Versammlungsraum.

Nach über einem viertel Jahr­hundert Betriebszeit wurde das Schachtgebäude von einem Brand heimgesucht. Personen kamen zum Glück nicht zu Schaden. Das Feuer brach am ersten Weih­nachtstag des Jahres 1896 aus und richtete erheblichen Sachschaden an. Nach schneller Beseitigung der Schäden konnte bereits am 4. Janu­ar 1897 der Betrieb wieder aufge­nommen werden.

Leider sind in der Betriebsgeschichte auch tödliche Unfälle verzeichnet. Allein im Jahr 1907 ereigneten sich drei Un­fälle mit tödlichem Ausgang.

Die Schachtanlage erhielt ihren Namen „Eduard-Schacht“ zu ehren von Eduard Schrader.

Eduard Schrader, (geb. 1823) war Königlicher Bergmeister a.D. Er trat am 1. September 1862 in den Gewerkschaftlichen Dienst, übernahm die Leitung der Hettstedt-Gerbstedter Reviere und erhielt 1872 den Charakter als Bergrat. 1890 trat er von der Leitung der inzwischen zur Berginspektion III. der Vereinigten Reviere: Stockbach, Burgörner, und XXXI. (Bergbaurevier Welfesholz) zurück und blieb, bis zu seinem am 15. Juli 1891 erfolgten Ableben, Vertreter des Oberberg- und Hütten-Direktors.

Nachfolger von E. Schrader wurde Herr v. Bacjko, Königl. Bergreferendar a.D. Er trat 1889 als technischer Hilfsarbeiter in den gewerkschaftlichen Dienst und wurde am 1. April 1890 zum Berginspektor der Berginspektion III (vereinigte Reviere Stockbach, Burgörner und XXXI) und 1896 zum Bergmeister ernannt.

Schrader muss sich großer Beliebtheit bei den Bergleuten erfreut haben. In der Überlieferung wird erzählt, dass man seinen Nachfolger v. Bacjko mit einem toten Kater am Fördergerüst und einem großem Schild begrüßte auf welchem stand:

„Bist du nicht so wie Schrader – ergeht’s dich wie diesen Kater!“

Noch eine Anmerkung:

Zur indirekten Aufforderung, die gute Übersicht über das ehemalige Burgörner Bergbau-Revier von der Halde des Eduard-Schachtes zu genießen, steht entgegen, dass es verboten ist und nicht ungefährlich derartige Halden im Alleingang zu besteigen!

Wir haben bei unseren Ermittlungen erfahren, dass es in vorangegangenen Jahren Bemühungen gegeben hat, diese gewaltige Halde wieder zu begrünen um somit der Natur die geraubte Fläche von über 18 Hektar wieder zurückzugeben. Der damalige Kreiskulturwart Freigang, welcher auf der Kupferkammer-Hütte wohnte, hat mit Naturfreunden versucht Bäumchen und Sträucher anzupflanzen. Dazu an die Pflanzstellen Erde mit Eimern hinaufgetragen und den Pflänzchen durch den Bau von Steinwällen Schutz gewährt. Vereinzelt kann man diese Bemühungen noch erkennen und verschiedentlich sind auch Sträucher und Bäume angewachsen. Das wiederum nutzten verschiedene Tierarten, sich auf der zerklüfteten Oberfläche und an den steilabfallenden Hängen der Halde anzusiedeln. Insbesondere konnte man hier früher häufig Hasen und Greifvögel beobachten.

Leider hat sich das alles, weil man sich heute nicht mehr an das Betreten- und Befahrverbot hält, sehr zum Ungunsten entwickelt.

Die Verantwortung liegt bei uns – wir sollten die Halden nicht – als mehr oder weniger großen Abfallhaufen betrachten, sondern als ein Stück Natur, dass zu uns zurückkehren möchte wenn wir dazu die Voraussetzungen schaffen.

Die Halde des Eduard-Schachtes von der Abend-Seite.

Die Zusammenstellung dieses Beitrages haben wir für Sie, soweit nicht schon im Text näher bezeichnet, aus nachstehenden Literaturen zusammengestellt:

> Aus Verwaltungsberichten der Mansfeldischen-Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft,

> Mansfeld-Kupferspuren,

> Festschrift „ 700 Jahre Mansfelder Bergbau – 12-Juni 1900“,

> Einem Beitrag in der MZ vom 8. Juli 2010 von Dr. R. Mirsch zur Heimatgeschichte,

> Sowie aus über Jahre zum Thema gesammelten Notizen deren Herkunft nicht mehr zu ermitteln ist,

> Die Abbildungen wurden uns aus Privat-Archiven zur Verfügung gestellt wofür wir an dieser Stelle danken.

Bitte beachten Sie unser Impressum.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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