Lutherkirche in Burgörner-Neudorf

Die Mansfelder Kupferschiefer bauende Gewerkschaft begann 1885, aufgrund des Bevölkerungszuwachses in dem Ortsteil Burgörner-Neudorf, mit dem Bau einer evangelischen Kapelle für ca. 500 Andächtige. Auf dem sogenannten Krause’sen Berg oben auf dem Plateau. Dicht an dem von der Kupferkammer nach dem Bahnhof führenden Weg wurde dafür am 18. April der erste Spatenstich getan. (laut „Hettstedter-Wochenblatt, 28.4.1885)


Die in einer beeindruckenden Holzkonstruktion erbaute Andachtsstätte war nach 50 Jahren in einem desolaten Zustand. Zeitzeugen berichteten das oft die Schiefern-Außenverkleidung bei Wind so stark klapperte, dass man dem Wortlaut der Predigt nur mit Mühe folgen konnte.


Aus diesem Grunde wurde von den Kirchengemeinden Burgörner und Molmeck der Bau einer neuen Kirche beschlossen. Nach längerer Planungszeit war es dann soweit. Am 8. September 1935 fand die Grundsteinlegungsfeier für den Neubau der Lutherkirche in der alten Zionskirche in Burgörner-Neudorf statt. Nach der Predigt, gehalten von Herrn Pfarrer Herdikerhof-Drakenstedt, folgte der Akt der Grundsteinlegung.


Drei Monate später am 8. Dezember wurde mit einem Festgottesdienst das 50 -jährige Bestehen der Neudorfer Zionskirche unter Mitwirkung der Gesangvereine „Liederkranz“ aus Burgörner-Neudorf und „Zion“ aus Molmeck begangen. Wenige Tage danach am 12. Dezember 1935 folgte nach einer Andacht, ebenfalls in der alten Kirche, das Richtfest und die Glockenweihe für die neue Kirche.

Die Bauausführung lag in den Händen ortsansässiger Firmen: Die Maurerarbeiten vorwiegend von der Firma Weißmüller, die Zimmerarbeiten von der „Zimmerei & Bautischlerei K. Graf“, die Tischlerarbeiten von den Firmen Degen und Gölz und die Malerarbeiten von der Fa. Kolbe. Die Turmuhr wurde von der politischen Gemeinde gestiftet. Die Glocken vom Kirchenverschönerungsverein beschafft, lieferte die Glockengießerei Radler-Hildesheim. Die Gesamtbauleitung hatte Dr. Dobert aus Magdeburg. Der Bau kostete, laut der noch vorhandenen Unterlagen 75.000 RM. Bemerkenswert und heute noch vorhanden ist die gestiftete Altarbibel von der Kirchengemeinde Molmeck.

 
Am 6. September 1936 fand die feierliche Kirchenweihe statt, die Superintendant Prof. D. Meichßner aus Wittenberg vom Provinzial-Kirchenausschuss der Provinzialkirche vornahm. Dem Ortspfarrer Lic. Hartmann oblag der Altardienst sowie die Festpredigt.


Im überfüllten Gotteshaus hielt Sup. Meichßner nach der Weihe die erste Tauffeier für Christa Fügemann ab, deren Vater als Maurer am Kirchenbau mitwirkte. Für die musikalische Umrahmung der Feierlichkeiten sorgte der Gesangverein „Liederkranz“ und der Posaunenchor aus Hettstedt. Die Unterlagen zum Bau der Luther-Kirche in Burgörner-Neudorf enthalten auch den Hinweis, dass der Weiheredner Prof. Meichßner 1944 inhaftiert wurde, weil sein Sohn Joachim (Offizier der Wehrmacht) wegen Sympathie-Bekundungen für die Männer des 20 Juli 1944, hingerichtet wurde.


Zum Richtfest 1935 musste es hingenommen werden, dass der Hettstedter-Posaunen-Chor in SA-Uniform auftrat. Nun war man nicht nur in Burgörner, nach dem Ende der Hitler-Diktatur im festen Glauben, dass eine freie Entfaltung im Denken, im Glauben und in der Meinungsäußerung möglich ist. Wie groß war die Enttäuschung als von den neuen Machthabern als erste Amtshandlung die Kriegsopfer-Denkmale gesprengt wurden.
Von der einstmaligen Erinnerungsstätte Burgörner Neudorf an die 258, in zwei sinnlosen Kriegen gefallenen, Väter und Söhne sind lediglich die Namen erhalten geblieben waren.


Nach dem Fest-Akt 70 Jahre Lutherkirche im Kirchhof. Im Vordergrund die Denkmals-Trümmer (siehe auch Burgörner-Neudorf „Kriegsopferdenkmal“)

Text nach den Aufzeichnungen von Pfarrer Lic. Hartmann, sowie Bildmaterial aus privaten Sammlungen zur Verfügung gestellt, unterliegt dem Impressum.

zusammengestellt u. bearb. E.Graf/Chronist, Mai 2014

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