Alexander von Humboldt und Burgörner?
Im Dezembertag des Jahres 1790 erhielt der Geologe und Inspektor der Freiberger Bergakademie, Abraham Gottlob Werner, die Studienbewerbung des zwanzigjährigen Alexander von Humboldt.
Am 14. Juni 1791 wird er als Student der Bergakademie immatrikuliert, unter Werners Schülern wohl der berühmteste. Der Professor der Markscheidekunst, Johann Friedrich Freiesleben nimmt ihn in sein Haus Weingasse 2, und in seine Familie auf. Sein Sohn, Johann Carl Freiesleben, wird Humboldts Studienkamerad und Freund.
Wie angestrengt er arbeitet, geht aus einem Brief hervor:
„Ich bringe fast alle Morgen von 7-12 in den Gruben zu (wobei Auf-die-Grube-Gehn oft ein bis zwei Stunden dauert), den Nachmittag habe ich Unterricht und den Abend jage ich Moose, (naturwissenschaftliche Studien) Dennoch bin ich im ganzen sehr froh. Ich treibe ein Metier, das man — um es zu lieben — nur leidenschaftlich treiben kann; ich habe an Kenntnissen unendlich gewonnen; und ich arbeitete nie mit der Leichtigkeit als jetzt.“
Am 26. Februar 1792 verlässt Humboldt Freiberg und geht im März einer glänzenden Karriere entgegen, die als Bergassessor in Preußen beginnt. Im Juni erhält der gerade 23-jährige Humboldt den Auftrag, die von Preußen erworbenen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth einer geognostischen, montanistischen Untersuchung zu unterziehen. Das tut er mit umfassender Gründlichkeit. Auf geradezu geniale Weise stellt er in seinem Bericht den Zusammenhang zwischen geologischen, technischen, wirtschaftlichen Ursachen dar. Nach seiner Beförderung schreibt er an Freiesleben: »Vor einem Jahr erst fragte ich Sie, was ein Gesenk sei; und jetzt bin ich Oberbergmeister.«
Humboldts Leistungen als Naturforscher sind hinlänglich bekannt. Weitaus weniger weiß man um seine Verdienste für die Entwicklung des Bergbaus. Es gelang ihm nicht nur in kurzer Zeit, die Erträge beträchtlich zu steigern, er richtete auch eine »Freie Bergschule« mit unentgeltlichem Unterricht ein, regelte die Unterstützung von Berginvaliden, beschäftigte sich mit den schlagenden Wettern und erfand eine Pinglampe, Vorläufer der Sicherheits-Grubenlampe von Davy.
Hier in Burgörner………….
veranstaltete man am 14. September 1869 im Küsterholz anlässlich seines 100. Geburtstages eine Gedenkfeier. In deren Verlauf wurde an einer Eiche , die heute leider todkrank ist, eine noch jetzt vorhandene Tafel angebracht und dem umliegenden Wäldchen der Name „Humboldthain“ gegeben.
Humboldteiche im Humboldthain in Burgörner Altdorf.
Über diese Feier hat sich ein Bericht aus dem „Hettstedter-Wochenblatt“ erhalten. 1.)
Über die stattgefundenen Besuche von Alexander von Humboldt in Burgörner, gibt es nur sehr spärliche Angaben. So schreibt:
Caroline von Humboldt in ihren Briefen an Alexander von Rennenkampff
(Albrecht Stauffer Berlin 1904 Ernst Siegfried Mittler und Sohn)
Brief Nr. 37 / Tegel, 25. Juni 1827
……….. Ich saß vor zwei Jahren in Burgörner einmal bei einem jungen Mann, den ich kurz nach meiner Heirat hatte kennen lernen und seitdem nicht wieder gesehen. Er schien sehr erfreut, er ist ein intimer Freund meines Schwagers Alexander, und unter anderem kam er auch damit heraus: “ Ich sitze hier wie im Traum, daß es dreißig Jahre und drüber sind, wo ich Sie hier sah, und Sie sehen noch so aus wie damals.“ Ich konnte das Lachen nicht unterdrücken und sagte ihm: Sehen Sie, wenn das wahr wäre, so wäre es auch vor dreißig Jahren mit der Hübschheit nicht so weit her gewesen, als man es damals sagte. Es tat mir aber doch leid, daß ich so in meiner Lustigkeit geantwortet hatte, denn der liebe gute Mensch – heißt Freinsleben 2) ,ein Sachse und jetzt hoher Offiziant beim Bergwesen in Freiberg – wurde ganz perplex und ist solch eine gute Seele………………
Die Bemerkung in Caroline von Humboldts Brief lässt die Vermutung zu, dass Alexander von Humboldt in Burgörner mit Freiesleben zusammengetroffen ist. Darüber wird sicher eines Tages die Forschung genaueres herausfinden. Die beiden Oberbergmeister der Sächsischen und Preußischen Bergämter, welche miteinander sehr gut befreundet waren, trafen sich hier in Burgörner in aller Stille und Abgeschiedenheit, und hängten das, wie man so schön sagt: „nicht an die große Glocke!“
Einen weiteren Nachweis für einen Aufenthalt des preußischen Oberbergmeisters Alexander von Humboldt, auch in Hettstedt, enthält ein Bericht, welcher sich in den Archivalien der Bergschule in Freiberg erhalten hat. Dort hinterlässt ein „Carl Gottlieb Börner“ 3.) eine „Beschreibung einer am 8ten Dezember 1791 mit dem Hrn. V. Humboldt gemachten Fahrt auf dem Grubengebäude Siebentes Lichtloch des Jakob Adolp Stollns (auf dem Revier No. XXVI. Schnäpfen- Berg im Manßfeldischen) nebst einigen dabey gemachten Bemerkungen“
Anmerkungen und Zusätze. Zu 1.) bis 5.)
Sekularfeier zu Ehren Alexander von Humboldt am 14. September.
Auch unsere Stadt hat den heutigen Tag, den nicht bloß Deutschland, nein man kann sagen die ganze Erde festlich beging, nach Kräften zu verherrlichten gesucht und eine Erinnerungsfeier des größten Geistesheros unseres Jahrhunderts veranstaltet. Schon vor einiger Zeit traf ein Comite‘ zusammen, um in Anbetracht des öfteren Aufenthaltes Alexander von Humboldt auf dem, seinem Bruder Wilhelm gehörigen Gute Burgörner eine Gedenktafel dieses Aufenthaltes in den schönen Umgebungen des Schlosses anzubringen und zeigte sich hierfür in der ganzen Umgegend ein sehr reges Interesse.
Nachmittags 3 Uhr versammelten sich die aus Hettstedt und der Umgegend trotz der nicht sehr günstigen Witterung zahlreich herbei gekommenen Festtheilnehmer auf dem Schloßhofe zu Burgörner. Hier ordnete sich der Festzug, unter Vorantritt des hiesigen Musikchors zog derselbe Burgörner hindurch nach dem Küsterholze, wo an einem der schönsten Aussichtspunkte am Saum des Waldes an einer prächtigen Eiche die gußeiserne Gedenktafel mit vergoldeter Inschrift: “ Hier weilte Alexander von Humboldt oft und gern. Zur Säcularfeier den 14. September1869″ schon angeheftet war. Bei Ankunft des Zuges auf dem Festplatz salutierte die bei der Tafel aufgestellte aus zwei Berg- und Hüttenleuten bestehende Ehrenwache. Unter zahlreicher Beteiligung des Publikums ordnete sich die Festschar im Halbkreise um die Humboldteiche, um zunächst das eigens zu diesem Tage gedichtete und von den in voller Zahl erschienen drei hiesigen Liedertafeln mit Musikbegleitung vorgetragene Festlied anzuhören.
Hierauf empfahl in kurzen Worten das Comite’mitglied Herr Sanitätsrath Dr. Rupprecht die aufgestellte Gedächtnistafel dem Schutze des Publikums, sah sich aber durch den inzwischen heftiger gewordenen Westwind, der die Worte des Redners fast völlig verhallen ließ, genöthigt, die Festgenossen zur Anhörung der Festrede nach dem geräumigen Saale des Prinzen von Preußen in Burgörner einzuladen. Nach einem ausgebrachten dreimaligen donnernden Hoch auf den Helden des Tages wurden von den Sängern noch einige weihevolle Pie’zen vorgetragen und begab man sich auf den Rückweg; unter Klängen der Musik traf der Zug im Saale zu Burgörner ein, der kaum die zahlreiche Versammlung zu fassen vermochte.
In einer 1 1/2 Std. langen sehr gehaltvollen Rede gab nun der Festredner Herr S.-R., Rupprecht den Versammelten zunächst einen Ueberblick über das Leben Alexander von Humboldt und schilderte dann im zweiten Theile seiner Rede die Bedeutung desselben, für die Naturwissenschaft überhaupt und speciell auch für die berg- und hüttenmännische Industrie unserer Gegend. Durch allgemeines Erheben von den Sitzen und ein ausgebrachtes Hoch wurde dem geehrten Herrn Festredner der Dank der ganzen Versammlung bezeugt; hierauf zerstreuten sich die Festgenossen, um rechtzeitig zu den in Hettstedt noch bevorstehenden Feierlichkeiten einzutreffen. Eine große Zahl Bergleute hatte unabhängig von der Feier in Burgörner zur Verherrlichung des großen Tages einen Fackelzug veranstaltet der Abends um 7 Uhr vom Schützenhause durch die teilweise illuminirten Straßen unter großer Beteiligung des Publikums nach dem Fr.-W.-Bades sich bewegte.
Herr Bergmann Busch machte dort seine Kameraden in einem längeren Vortrage mit dem Leben und Wirken unseres großen Naturforschers und seiner Bedeutung für unsere Zeit bekannt – Möge auch fernerhin die rege Teilnahme, die unsere Bevölkerung durch ihre Beteiligung am heutigen Feste für die Fortschritte in den Naturwissenschaften gezeigt hat, nicht erlöschen und namentlich jeder in seinem Kreise für das Verständnis dieser Hauptwissenschaft der Neuzeit zu wirken suchen.
Bemerkung:
Der Inhalt des Textes, sowie die Schreibweise im Stile der Zeit, entsprechen der Original Ausgabe. Auf die Übernahme des original Drucksatzes wurde zu Gunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet. Der Artikel wurde uns aus einer privaten Zeitschriften-Sammlung mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt. Wir bitten das Impressum zu beachten !
Zu 2.) Freiesleben, Carl
1774 Freiberg – 1846 Niederauerbach;
1787 – 90 Freiberger Gymnasium,
Ostern 1790 Stipendiat d. Bergakademie,
1792 – 95 Stud, jur. in Leipzig,
1796 Bergamtassesor in Marienberg,
1799 Bergmeister d. Reviere Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg u. Eibenstock in Johanngeorgenstadt,
1800 Oberbergvogt d. mansfeldischen u. thüringschen Bergbaus in Eisleben,
1808 Assessor mit Sitz u. Stimme beim Oberbergamt u. Oberhüttenamt Freiberg,
1816 Bergrat,
1838 Leiter d. gesamten sächs. Montanwesens
zu 3.) Carl Gottlieb Börner ein Freund Alexander von Humboldts
Geboren in Hettstedt, besuchte dort die Lateinschule und studierte an der alma mater Fribergensis von 1790 bis 1793. Vor seinem Studium arbeitete Börner als Bergmann im Mansfelder Kupferschieferbergbau und lernte dort unter anderem die Gottesbelohnungshütte kennen. Bergstudent Bömer ist es auch, dem wir die Beschreibung einer am 8ten Dezember 1791 mit dem Herrn Alexander von Humboldt gemachten Fahrt auf dem Grubengebäude Siebentes Lichtloch des Jakob Adolph Stollns auf dem Revier Nr. XXVI Schnäpfenberg im Mansfeldischen nebst einigen dabey gemachten Bemerkungen. Verdanken > enthalten – in einer Handschrift, von 1791 – 8 Blatt – Bergakademie Freiberg.
Er gehörte zu m Freundeskreis Alexander von Humboldts. Seinen Namen finden wir unter den 14 Unterzeichnem des dem Bergstudenten Humboldt zugeeigneten Abschiedsgedichtes vom 16. Februar 1792 wie auch in den Jugendbriefen Humboldts
Zu 4.) Der Jakob-Adolf-Stollen > Beginn: ca. 1671 – 1747. Länge ca. 1,5 km. Tiefe 10-20 m
ist einer der ältesten Stollen der Mansfelder Bergbaugeschichte. Er wurde bereits vor der Freierklärung des Bergbaus im Jahre 1671 betrieben und diente, obwohl auf dem Gebiet der Mansfelder Lagerstätte verlaufend, der Entwässerung der Kupferschieferfelder westlich von Hettstedt (Aus Stollen, Dr. G. Jankowski)
> 5. <
Mit großer Ehrfurcht wurden bisher die denkwürdigen Tage an Alexander von Humboldt begangen wie hier 1934 (siehe Bild).
Es bleibt zu hoffen, dass auch die Stadt Hettstedt, die „Kupferstadt“, Mittel und Wege findet, eine von unseren Vorfahren errichtete Gedenkstätte weiterhin zu erhalten.
Zusammengestellt und bearb. E. Graf / Ortschronist, im August – 2014