Die Mamburg

Dem Wunsche vieler Heimatfreunde etwas über die sagenhafte „Mamburg“ bei Burgörner zu erfahren möchten wir hiermit, soweit es möglich ist, nachkommen.

Links und rechts die Hochfläche des vermuteten Standortes der Mamburg. In der Mitte überragt durch die Halde des „Eduard-Schachtes“. (Blickrichtung von Burgörner, Südöstlich)

Nach Friedrich Stolberg, Handbuch “Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit“ Harzverein für Geschichte und Altertumskunde – 1968

284. Mamburg, Burgstelle. Hettstedt, Ortsteil Burgörner, Kr. Hettstedt (Mansfelder Gebirgskreis), Bez. Halle (Merseburg).

Name: Mamburg, Monburgsberg.

Meßtischblatt: 2457/4335 Hettstedt; etwa S 11,0; W 5,5.

Allgemeine Lage: Ostharzrand gegen die Mansfelder Mulde (Schwabengau)

örtliche Lage: Etwa 210 m NN auf nach Westen vorspringendem Bergrücken, südöstlich von Burgörner im Gebiet des Küsterholzes und des aufgelassenen „Eduard.“- Schachtes.

Baugrund: Unterer Buntsandstein über jüngerem Zechsteingips.

Beschreibung: Gelände von den Halden des nahen Schachtes Eduard überschüttet, keine nachweisbaren Spuren.

Geschichte:

Name von Größler & Brinckmann von Personennamen „Mano“ hergeleitet. Altere Karten zeigen nur Grünland, keine naheren Daten. Lii. u. Abb.: B. u. K D m. Prov. Sachsen XVIII S. 101 f., dazu Hist. K. von Größler; Größler ZHV 11 1878 S. 171; v. Münchhausen, 1939 S.35 und Grimm, 1958 Nr. 223 – siehe da –

Bei der Durchsicht von weiteren Literaturen zu diesem Thema mussten wir allerdings feststellen, dass die darin enthaltenen Angaben sich gleichen und die Vermutung zulassen, dass sie immer wieder übernommen wurden.

223 Hettstedt, Ortst. Burgörner-Altdorf

Name: Mamburg. früher auch Monburgsberg [1] und Mannburg [2].

M. BI.: 2457/4335; etwa bei W 5,5; S 11.0.

Lage: Nach Westen vorspringender Bergrücken, dicht südöstl. von Burgörner.

Beschrh.: Die Stelle wird von der Halde eines Kupferschieferschachtes bedeckt. Die älteren Karten zeigen nur Grünland ohne nähere Angaben. Keine älteren Beschreibungen bekannt.

Erw.: – Funde: –

Lit.: [1] v. Münchhausen 1939 S. 35; [2] Brouillonkarte Burgörner: Kunst-Denkm. Mansfeld. Gebirgskreis 8. 101: H. Größler 1878 S. 171.

Obwohl keinerlei fundierte Erkenntnisse, wissenschaftlich oder archäologisch gestützt, vorliegen, fehlt es nicht an Bearbeitern welche ihre Vorstellung zur Mamburg als die einzig Richtige vertreten. Dazu möchten wir nicht gehören wir würden uns freuen wenn jemand, wie auch immer, beweisen kann – nicht glauben – so ist es gewesen.

Wir möchten den Heimatfreunden eine Arbeit zu diesem Thema von Herrn Lic. Wilhelm Hartmann, ehem. Pfarrer in Burgörner, zugänglich machen. Veröffentlicht wurde diese Arbeit in den Beilagen des Hettstedter Tageblattes „Wipperländischer Heimatfreund“ von 1936.

(Ein Vergleich mit dem Orig.- Manuskript (um 1930 entstanden) ergab keine textlichen Veränderungen im Hinblick auf das Erscheinungsjahr 1936.)

Die 2000 jährige Mamburg

Man hat sich darüber gestritten, ob die Ruine auf dem Kirchberg den Überrest der alten Kirche oder der alten Burg bedeutet und da man weiter Burgen an zwei Plätzen annehmen muss. Schon wegen ihres Namens gilt die Mamburg am Kriegsgraben, als deren ursprünglichen Charakter wir eine Kultburg der Hermunduren ansehen, als sehr alt. Vom 6. – 11. Jh. zerfiel Nordthüringen in den Schwabengau, Hosgau und das Fiesenfeld. In dieser Zeit konnte die Mamburg eine Grenzburg sein, da der zu ihren Füßen sich erstreckende Kriegsgraben die Grenze zwischen Schwabengau- und Hosgau bildete. Noch wahrscheinlicher ist, dass sie gerade auch in diesen Jahrhundert eine Kultburg war, da diese, soweit sie von mehreren Stammesteilen besucht wurden, in der heiligen Mark lagen, wo die Grenzen aneinander stießen.



Rot
– von links nach rechts, Südgrenze-Schwabengau.

Gelb – von links nach rechts, Nordgrenze-Hosgau

Senkrecht – die Grenzen des Mansfelder Gebirgs und Seekreises

Die Kirche wurde über dem Dorfe erbaut. Dort hat sich auch eine Klause für einen Mönch oder später eine bescheidene Pfarrwohnung befunden, die für das Mittelalter bezeugt ist.

Vielleicht geht die von Pfarrer Ch. F. Giebelhausen erwähnte Sage, ein Kloster habe sich auf dem Kirchberg befunden, auf diesen Kern zurück. Das 13.-15. Jahrhundert war die Zeit der zweiten Burg, die den Namen des Ortes mit prägte, sie sollte, im Besitz der Mansfelder Grafen, die Nordgrenze der Grafschaft schützen und wurde, als Hettstedt mansfeldisch wurde, entbehrlich. Sie hatte sicher bescheidene Ausmaße, und der Turm – der gotische Baustil der Ruine deutet auf das frühere Mittelalter als Bauzeit – wird immer schon zugleich Glockenturm gewesen sein und in den späteren Zeiten bis 1800 bloß noch diesem Zweck gedient haben. Im Gewölbe des Turmes sind im vorigen Jahrhundert noch Särge gesehen worden, auf die man bei Reparaturarbeiten stieß. Alle diese Aufstellungen und Beweisführungen werden erhellt und bestätigt durch folgende Stelle aus dem Schreiben des Kammerpräsidenten von Dacheröden an den König in Angelegenheit des Kirchenbaues vom 2. Mai 1783: „Denn a) ob man gleich keine Urkunde Gefunden hat, die das Jahr der Erbauung der alten verfallenen Kirche nachgewiesen; so zeigt doch ihre ……..Bauart, dass sie eine Kapelle gewesen sei, die im dreizehnten oder vierzehnten Jahrhundert erbaut worden. Nun besagt das bekannte Diplom des Kaisers Karl des vierten, das Burgörner ehemals ein einzelner Hof gewesen, welcher nach den um die Kirche her befindlichen Gräben und Aufwürfe zu urteilen gleich ebenselbiger auf dem Berge belegenen gewesen;………“ Hiermit stimmt die Überlieferung überein, dass die 1648 abgebrannte Schäferei auf dem Berge lag !

Wir haben in der alten Zeit einen ersten Bau einer Kapelle im 9. Jahrhundert und einen zweiten, der mit dem Hof bzw. der Burg im engsten Zusammenhang stand, im 13. oder 14. Jahrhundert anzunehmen.. Erst der zweite Bau war massiv, da, das erst in dieser Zeit üblich war; der erste war also aus Holz. Die alte Kirche war als Wehrkirche zugleich Gotteshaus und Zufluchtsburg, wie das in Thüringen oft bezeugt ist ( Vgl. Martin Weber: Wehrhafte Kirchen in Thüringen. – Beiträge zur Thüringer Kirchengeschichte..)

Hatten wir die Mamburg als alte Kultburg gedeutet, so ergibt sich das Problem, dass sich nach Spangenberg auf dem Kirchberge eine altheidnische Kultstätte befunden hat. Es waren also zwei Kultburgen in der Nähe von einander; mit großer Wahrscheinlichkeit können wir sagen, dass beide zusammengehörten, da sie, die eine etymologisch, die andere nach der Überlieferung, eine Beziehung zum Mond hatten. ( Wer sich von den germanischen Kultstätten von einst ein Bild machen will, sei verwiesen auf das Buch „ Germanische Heiligtümer“ von Wilhelm Teudt > Jena 1936 <; dort wird beschrieben, dass sich solche Kultburgen oft in nächster Nähe von einander befanden. Die christlichen Klöster wurden, wie die Kirchen, gerade auch in der Nähe von alten Kulturzentren errichtet; das von Mansfeld kommt dafür in Frage. Auffallend ist das hohe Alter des Kirchenwesens in dem kleinen Ort, der ja Klein-Oerner hieß und nach obiger mittelalterlicher Quelle ursprünglich nur ein Hof auf dem Berge war. Vielleicht geht die alte Sage von dem Kloster auf dem Kirchberge auch darauf zurück, – dass sich dort einst eine altgermanische Priesterwohnstätte befunden hat, die für das Mansfelder Gebiet ein Mittelpunk war, worauf die Spangenberg’sche Nachricht über die mythische Tradition des Ortes schließen lässt! Der Hof diente dann zum Unterhalt des Kulturzentrums, das als Heiligtum der ganzen Gegend auch Gerichtsstätte war.

Die eigentliche Kultburg, die die Spangenberg’sche Überlieferung nennt, ist in erster Linie die Mamburg gewesen. Denkt man sich die Schachthalden ringsum weg, überragte einst der Mamburgisberg (Volksbezeichnung) die ganze Landschaft. Er fällt nach dem Kriegsgraben zu nicht so abschüssig ab, wie nach anderen Seiten. Das ist aus überlieferten Bewirtschaftungen diese Abhanges als Acker in früherer Zeit zu erklären


Ausschnitt aus einer Generalstabskarte von 1852, zu dieser Zeit bedeckte noch nicht die Halde des Eduard-Schachtes einen Teil der Hochfläche.

Deutlich ist auf dieser eine Auffahrtsstraße nach oben zu erkennen (die Schindergrund). Alte Leute haben auf der Mamburg einst noch übereinander gefügte Steine als Mauerreste gesehen. Auffallend ist, dass manche Steine an den Abhängen ihre einstmalige Bearbeitung noch erkennen lassen, wie sie auch als weiße Steine ursprünglich nicht zu diesem Erdreich gehören*. Auf die Mamburg passte in friedlichen Festeszeiten eine große Menschenmenge (in Kriegszeiten viel Mensch und Vieh); sie hatte einen idealen Festplatz. Von 6 Seiten führten Wege auf sie zu.. Die Volksüberlieferung will wissen, dass einst von Großörner direkt auf sie zu ein „Wallfahrtsweg“ gegangen sei, der in den Kriegsgraben einmündend, mit dem Weg Richtung Heiligenthal – Bösenburg in Verbindung gestanden habe!

Invalid H. Fretzert hat einst in einem alten Sagenbuch gelesen, dass auf der Mamburg die heilige Feme getagt habe. Ivalid F. Küstermann berichtet dasselbe als alte Volksüberlieferung, Danach ist die Mamburg im christlichen Mittelalter Volksgerichtsstätte geblieben, was sie vor allem schon in der vorchristlichen Zeit war. Es ist jedenfalls, diese Überlieferung über den Charakter der Mamburg eine wichtige Bestätigung obiger Aufstellungen. Burgörner hat mit dieser Stätte eine Selten alten Überlieferung. Wie selten verbindet sich mit einem Ort eine nachweisbar mythische Überlieferung aus der Germanenzeit, was mit der zweitausendjährigen Mamburg als Kultburg der Hermunduren gegeben ist.,

Anmerkungen des Bearbeiters:

Vorstehender Artikelteil wurde in der original Fassung und Schreibweise übernommen, lediglich für das Schriftbild wurde eine modernere Fassung gewählt.

Die darin enthaltenen Quellenhinweise sind Bestandteil des Artikels, wurden nicht überprüft und sind keine Empfehlung des Bearbeiters!

* „wie sie auch als weiße Steine ursprünglich nicht zu diesem Erdreich gehören“.

Zu dieser Aussage muss angemerkt werden: Es hat in Burgörner, laut entsprechender Urkunden, in verschiedenen Jahrhunderten einen Gipsbrenner, eine Gipshütte gegeben, dazu wurde hier vorgefundener Kalkstein abgebaut, so das ein auffinden von „weißen Steinen“ durchaus nicht ungewöhnlich ist.

„Nun besagt das bekannte Diplom des Kaisers Karl des vierten, das Burgörner ehemals ein einzelner Hof gewesen“ –

Es handelt sich um den Text einer Urkunde, nachzulesen im „Urkundenbuch des Mansfelder Bergbaues“ Nr.3 von Dr. jur. Walter Mück /Eisleben 1910

„ Kaiser Karl IV belehnt Graf Gebhart zu Mansfeld mit den Bann der Grafschaft und dem Kupferbergwerk nebst Berggericht innerhalb einer örtlich umschriebenen Grenze (der später sog. Kaiserlichen Berggrenze) Im Verlauf dieser Grenzbeschreibung heißt es: „… die wippher neder byß an den hof Borgörner, von Borgörner biß an das welfsholtz, allumme bys an das dorff Gerbstete“……..

Nun ist in dem erteilten Privileg der „Hof Burgörner“ als Grenzpunkt angegeben, dass aber Burgörner zu dieser Zeit nur ein einzelner Hof gewesen sein soll lässt sich daraus nicht ableiten.

Die Forschung vermutet, dass es sich auf Grund der Formulierung um eine Erneuerung eines schon viel früher erteilten Rechtes handelt, so könnte sich die Bezeichnung „ Hof“ aus einer früheren Zeit erhalten haben und sich eben auch auf dem späteren Kirchberg befunden haben.

Vergl. dazu „Tacitus“ oder „Germanische Mythologie“ von W. Golther/Rostock 1895

Ein Ereignis, aus jüngster Zeit.

Die in Hettstedt und Umgebung stationierten russischen Soldaten brauchten einen neuen Schieß- und Übungsplatz, da das bisher genutzte Gelände im „Alten Wipperbett“ hinter der Bessemerei nicht mehr ausreichte..

Der nördliche Winkel der Eduard-Schacht-Halde eignete sich als Kugelfang bei Schießübungen und auf der Fläche, karger Ackerboden, entstanden Schießstände, Klettergerüste, Laufgräben und alle die Vor- und Einrichtungen um Soldaten zu schikanieren.

Jedoch, vorher, musste die Hochfläche begradigt werden Bulldozer rückten an und schoben die oberen Schichten ab. Dabei traten Mauerreste, Löcher, die mit etwas Fantasie Kellern zugeordnet werden konnten, zu Tage. Dem westlichen Abhang zugewandt zeichnete sich im Boden ein kreisrunder Mauerkranz ab. Einige Anwohner haben es gewagt das Gelände trotz Verbotes zu betreten und es ist verschiedentlich auch nachgegraben worden. Ihr Wunsch das Gelände nun einer archäologischen Erkundung durch die damals zuständigen Stellen zu unterziehen, blieb leider unerfüllt. Die Erdarbeiten wurden auf Druck der Besatzer verstärkt mit der Begründung: „ Die vorgefundenen Steinanordnungen sind lediglich Kalksteinlager natürlichen Ursprunges.

Um nun den Einwurf, zur Zeit der Mamburg hat es keine Steinbauten gegeben“, zu entkräften, muss man sich an geschichtlichen Erkenntnissen orientieren. Die Hermunduren hatten sehr gute Beziehungen zu den Römern die Ihre Kastelle, Befestigungen und Häuser aus Stein bauten, so das diese Kenntnis auch auf der Hochfläche zur oder um die Mamburg angewandt ? ? hätte sein können ?


Wer unseren Ausführungen bis hierher gefolgt ist, bitten wir um Nachsicht. Wir wissen, dass wir mit diesen Ausführungen wenig zum Nachweis einer Mamburg beitragen konnten. Unser Ziel war es eigentlich zu informieren, dass es außer einiger unterschiedlicher, sagenhafter Überlieferungen und unbewiesenen kühnen Behauptungen nichts gibt, was auf die Existenz einer oder der Mamburg hinweist. Aber, alles ist möglich !

Bearbeitung E.G./Chronist April 2010

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