Der Taufstein i.d. Nikolaikirche

In der beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Mansfelder Gebirgskreises von 1893, bearbeitet von den verdienstvollen Herren Prof. Dr. Hermann Größler aus der Lutherstadt Eisleben und Dr. Adolf Brinkmann aus Zeitz, wird auf der Seite 180 zur St. Nikolaikirche in Burgörner folgendes geschrieben: “Der Taufstein, von unschöner Renaissanceform, ist vom Jahr 1617. Das Taufbecken aus Messing ist wertlos”.

Diese subjektive Einschätzung und Abwertung erweckt den Eindruck eines einseitig geprägten Kunstverständnisses der damaligen Zeit. Einer gründlichen Prüfung kann sie aber nicht standhalten und so ist es an der Zeit, nach über 100 Jahren eine Neubewertung vornehmen zu dürfen. Auf Material, Form und Farbe möchte ich nicht näher eingeben, denn da kann man verschiedener Meinung sein. Es gibt aber an dem Taufstein etwas Besonderes und das ist die Beschriftung. Ihr möchte ich mich widmen, denn dieselbe hat schon eine ganz wichtige Bedeutung für diese Kirche in Burgörner.

Auf der sechseckigen Kuppa sind in lateinischen Buchstaben nachfolgende Worte eingemeißelt, die Beachtung verdienen. Es heißt da im übersetzten Text:

„Anno 1617, den 1. November, am Tage des Lutherjubiläums,
ist dieser Taufstein von dem edlen Herren
Friedrich von der Schulenburg *
für diese Kirche gestiftet, gewidmet und aufgestellt wurden”.

In den 6 Feldern unter dem umlaufenden Schriftband sind Bibelsprüche zur Taufe im Wechsel mit Engelköpfen in den Stein gehauen worden. Zum 100. Jubiläum des Thesenanschlages Martin Luthers an die Tür der Wittenberger Schlosskirche am 31. Oktober 1517, wurde hier im mansfeldischen Burgörner für die aus dem 13. Jahrhundert stammende Bergkirche St. Martin und Nikolaus, dieser Taufstein angefertigt.

In die neue Kirche St. Nikolai Burgörner im Jahr 1802/03 übernommen, hat er die Jahre überdauert. Es könnte dieser, unser heutigen Kirche den Wert und die Würde geben, in die Lutherdekade 2017 aufgenommen zu werden.

*) Dem Adelsgeschlecht derer von der Schulenburg gehörte zu dieser Zeit das Gut Burgörner, welches in der Folge dem Freiherrn Friedrich-Wilhelm Posadowsky von Postelwitz, dann seinem Schwiegersohn Karl-Friedrich von Dacheroeden und schließlich dessen Enkelin Caroline von Dacheroeden, Ehegattin des berühmten preußischen Staatsmannes Wilhelm von Humboldt, gehörte.

Grafiker Hans-Werner Scharf
Gemeindekirchenrat der Ev. Kirchengemeinde Burgörner
August, 2011

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